B3 Leben am Fluss

Leben am Fluss

Böden haben ein langes Gedächtnis

Sie dokumentieren die Bedingungen, unter denen sie entstanden sind. Sie sind ein Archiv sowohl der Natur- und Siedlungsgeschichte als auch unserer Kultur- und Industriegeschichte. Schicht für Schicht bilden sie einen Zeitraum der letzten 10.000 Jahre ab. Archäologen rekonstruieren aus Funden die Lebensumstände, historische Landnutzung und Bauweisen von Gebäuden und erzählen so von der Stadtgeschichte.

So hat zum Beispiel die Lederherstellung seit dem 17. Jahrhundert Tradition in Mülheim. Wo früher die Lederfabriken standen, sind heute Wohn- und Gewerbegebiete entstanden. Im Boden finden sich aber immer noch die Spuren der Lederverarbeitung: Fundamente, Knochen, Werkzeuge und Chemikalien.

Leben am Fluss

Leben mit dem Fluss

Früher floss die Ruhr in zahlreichen Seitenarmen durch die Landschaft. Bei Hochwasser konnte sich der Fluss über große Flächen ausbreiten, ohne eine Gefahr für den Menschen darzustellen. Hochwasser war und ist ein natürliches und regelmäßig wiederkehrendes Ereignis in Flussnähe.

Unsere Vorfahren kannten diese Rhythmen der Natur und siedelten auf den angrenzenden, höher gelegenen und somit vor Hochwasser geschützten Flussterrassen. Von dort aus konnten die fruchtbaren Böden der Auen genutzt werden. Die zunächst noch flächenanteilig dominierenden Auenwälder wurden bis auf kleine Reste gerodet. Es entstanden offene Grünlandflächen für die Viehhaltung.

Um mehr Flächen für Siedlung, Landwirtschaft, aber auch Industrie und Handel direkt am Wasser zu gewinnen, sorgten die Menschen ab dem 19. Jahrhundert für Hochwasserschutz. Im Stadtgebiet gibt es deshalb zwischen Mintard und Saarn einen Deich.

Leben am Fluss 1894

1894

Vom Menschen stark verändert

Während der Industrialisierung hat der Boden in Mülheim die gravierendste Veränderung erfahren. Künstlich hergestellte Stoffe wie Schlacken, Aschen und metallhaltige Schlämme wurden abgelagert. Sie haben die Böden insbesondere in den Industrie-, Hafen- und Gewerbegebieten überprägt. An der Horbeckstraße und im Waldgebiet von Selbeck finden sich zudem alte Deponien aus dieser Zeit.

Großflächig sind Böden im heutigen Mülheimer Hafen, in Teilen von Mellinghofen und in der Saarner Ruhraue unter Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs, Aschen, Schlacken und anderen Reststoffen verschwunden.

Durch das enorme Bevölkerungswachstum, insbesondere seit Anfang des 20. Jahrhunderts, sind große Flächen für Neubaugebiete versiegelt worden. Deshalb unterscheidet man mittlerweile auch naturnahe Böden von anthropogen überprägten Böden.

Leben am Fluss

2019

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