Archiv-Beitrag vom 25.02.2010In Mülheim wurden weitere "Stolpersteine" verlegt

Archiv-Beitrag vom 25.02.2010In Mülheim wurden weitere "Stolpersteine" verlegt

"Den Opfern ein Gesicht geben"

Von Gunter Demnig in Mülheim verlegte Stolpersteine Am 18. Dezember 2004 hatte die  Realschule Stadtmitte in der Erinnerung an ehemalige SchülerInnen dieser Schule gemeinsam mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig die ersten von ihm entwickelten „Stolpersteine“ in unserer Stadt verlegt. Die MIT – Mülheimer Initiative für Toleranz hat es inzwischen übernommen, diese wichtige Aufgabe zur Aufbereitung eines wesentlichen Teiles unserer Stadtgeschichte fortzuführen.

Mit Gunter Demnig wurde der 2. März 2010 zur weiteren Verlegung dieser "Stolpersteine" verabredet. Gunter Demnig verlegte persönlich an diesem Tage 22 weitere "Stolpersteine" an 10 Orten in unserer Stadt. Somit liegen jetzt insgesamt 95 "Stolpersteine" an 51 Orten innerhalb Mülheims.

Bürgermeisterin Renate aus der Beek dankte in Vertretung von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld als Moderatorin der MIT, den Initiatoren und dem Künstler für sein Engagement. Sie ist froh, dass die Mitglieder des Arbeitskreises den Opfern des nationalsozialististischen Gewaltregimes "ein Gesicht geben."
"Das Gefühl für dieses Thema zu vermitteln, insbesondere bei jungen Leuten, ist eine wichtige Arbeit und dies ist der MIT gelungen", so die Bürgermeisterin. Sie selbst hatte ebenfalls einen "Stolperstein" für Julius Meyer gespendet und war bei der jetzigen Verlegung auch wieder persönlich mit dabei. "Ich bin immer wieder tief bewegt, wenn ich die Geschichten hinter den Opfern höre und mit den Verwandten, ehemaligen Nachbarn oder anwesenden Bürgern ins Gespräch komme", erzählte Renate aus der Beek. Anfang März war nun bereits die siebte Verlegung von "Stolpersteinen" in Mülheim an der Ruhr und Renate aus der Beek begleitet dieses Projekt von Anfang an.

Familienzusammenführung

Erster Leitgedanke des Arbeitskreises der MIT bei der jetzigen Stolpersteinverlegung war eine Familienzusammenführung. Kinder und ehemalige Schüler der Mittelschule aus der ersten Verlegestaffel sollten mit ihren Eltern "vereint" werden. So zum Beispiel Martin & Hedwig Meyer und ihre Tochter Ursula, Julius & Marianne Meyer und ihre Tochter Helga oder Hermine Pollmeier und Johanna Wolf mit dem Sohn bzw. Enkel Günter Pollmeier.

Der Zweite Leitgedanke war die Markierung der sogenannten "Judenhäuser" (Zwangseinweisung von Juden in diese Gebäude ab 1942).
Zum Beispiel bei den Häusern am Scharpenberg 42, in der Köhle 16, der Bahnstraße 44 und der Düsseldorfer Straße 16. "Die vom Arbeitskreis ausgewählten NS-Opfer haben dort alle vor 1942 freiwillig gewohnt!", stellt Jens Roepstorff vom Stadtarchiv heraus.

Dr. Otto Weiß im Dienst beim Polizeipräsidenten in Breslau (Foto um 1940)"Drei politische Opfer - Piorunnek, Stachelhaus, Weiß - und ein Euthanasieopfer - Müller - waren am 2. März dabei", so Roepstorff weiter. Die restlichen "Stolpersteine" sind für jüdische NS-Opfer, wie die Halbschwester des Malers Hermann Haber, für den bereits 2009 ein Stein verlegt wurde. (zum Fall von Otto Weiß siehe auch die beigefügte pdf-Datei & Foto).

Bei den umfangreichen Recherchen haben die "Stolperstein-AGs" der Realschule an der Mellinghofer Straße und der Realschule Broich mitgearbeitet. Die Schulen sind ein wichtiger Partner des Arbeitskreises der MIT. Die Realschule an der Mellinghofer hat im Januar sehr erfolgreich eine Wanderausstellung zu den "Stolpersteinen" begonnen.

Verlegung des 100. Stolpersteins im Herbst

Die achte und vorerst letzte Verlegung von "Stolpersteinen" findet im Herbst 2010 (9. November) statt. "Alle Spendengelder sind dann komplett abgearbeitet, jüdische Familien komplett zusammengeführt!", erklärt Jens Roepstorff zur Begründung. Mit der Verlegung des 100. Steins am 9. November 2010 wird dann erst einmal ein Schlussstrich unter die Aktion gezogen. "Es wird immer schwieriger, die Biografien der Opfer zu ergründen. Doch dies ist uns als MIT sehr wichtig. Nicht nur einen "Stolperstein" zu verlegen, sondern auch die Geschichte dahinter öffentlich zu machen.", so Friedrich-Wilhelm von Gehlen, Sprecher der MIT.

Nach der Verlegung am 2. März gab es darüber hinaus einen Empfang zu Ehren Gunter Demnig auf Schloß Broich. Hiermit dankte die Stadt Mülheim an der Ruhr dem Künstler für seine herausragende Arbeit "gegen das Vergessen".

Weitere Infos zu der Aktion "Stolpersteine" und die Opfer-Biografien nebst Verlegestandorten im Internet unter www.stolpersteine-mh.de

 

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Stand: 03.03.2010

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