ZEITZEICHEN 10. November 1980: Weichenstellung für die Gründung des Theaters an der Ruhr
Am 10. November 1980 stellten Kultur- und Finanzausschuss in einer gemeinsamen Sitzung die entscheidenden Weichen für einen "Modellversuch zur Erprobung neuer Theaterformen". In dieser Sitzung stimmten die Ausschussmitglieder dem inhaltlichen Konzept dieses Versuchs und seiner finanziellen Auswirkungen zu und empfahlen dem Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr die Gründung der "Theater an der Ruhr GmbH". Dieser Empfehlung folgte der Rat dann auch in seiner Sitzung am 18. Dezember 1980.
Schon seit geraumer Zeit sorgten die Entwicklungen im Mülheimer Kulturleben bei ständig rückläufigen Besucherzahlen für eine Unzufriedenheit in der Mülheimer Kulturpolitik. Angeregt durch den damaligen Kulturdezernenten Helmut Meyer fand daher im Sommer 1980 im Rat der Stadt eine lebhafte Diskussion um ein neuartiges Theatermodell statt. Schon seit einigen Jahren schien sich Mülheim an der Ruhr zu einer "Theaterstadt" zu entwickeln. Seit 1976 bewarben sich im Rahmen der Mülheimer Theatertage "Stücke" zeitgenössische Inszenierungen um den Mülheimer Dramatikerpreis und rückten Mülheim damit in das Blickfeld einer am Gegenwartstheater und seinen modernen Ausdrucksformen interessierten Öffentlichkeit. Und nun sollte Mülheim tatsächlich ein eigenes Theater bekommen, allerdings kein klassisches Stadttheater im herkömmlichen Sinn. Mit dem "Theater an der Ruhr" sollten vielmehr Strukturen geschaffen werden, die der künstlerischen Entfaltung des Theaters ein größtmögliches Maß an Freiheit und Eigenverantwortlichkeit zubilligte, ohne es in den "Käfig des Abonnententheaters" zu sperren.
Es waren Roberto Ciulli und Helmut Schäfer – der eine Regisseur, der andere Dramaturg am Schauspielhaus Düsseldorf – die mit der Gründung des autonomen Theaters in Mülheim das Risiko eines eigenen künstlerischen Weges eingehen wollten und denen der Kulturausschuss dieses Projekt offenbar auch zutraute. Beide Künstlerpersönlichkeiten prägen bis heute maßgeblich das Theater an der Ruhr.
Nachdem Kultur- und Finanzausschuss im November 1980 die Weichen zur Theatergründung gestellt hatten, konnte – vielfach in Eigenleistung der Theatertruppe – der Kursaal des Solbades Raffelberg zum Theater aus- und umgebaut werden. Auch wenn die erste Premiere – "Lulu" von Wedekind – am 19. November 1981 noch in der Stadthalle stattfand, wurde der Raffelberg in den folgenden Jahren die unumstrittene Heimstätte eines ganz besonderen "Stadt"-Theaters.
Autor: K. Rawe
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Stand: 16.12.2019
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