ZEITZEICHEN 14. März 1845: Geburt von August Bungert
Am 14. März 1845 wurde in Mülheim an der Ruhr der Komponist August Bungert geboren. Bungert, dessen Name heute nur noch Experten der Musikgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bekannt sein dürfte, galt zu seinen Lebzeiten als Künstlerpersönlichkeit, die in einem Atemzug mit Richard Wagner genannt wurde und die auf Augenhöhe mit den bedeutendsten Komponisten ihrer Zeit verkehrte.
Nach dem frühen Tod der Mutter erlebte der aus wohlhabendem Hause stammende August in der biographischen Rückschau eine eher traurige Kindheit in seiner Heimatstadt. Grund hierfür waren vor allem die Auseinandersetzungen mit dem Vater, der die in seinen Augen „unglückselige Neigung“ des Sohnes zu einem musikalischen Beruf missbilligte. August sollte lieber eine kaufmännische Karriere einschlagen. Doch dieser dachte nicht daran und verließ Mülheim nach dem Schulabschluss, um in Köln das Musikkonservatorium zu besuchen. Bungert hat zwar auch in seinem späteren Leben Mülheim hin und wieder erwähnt, allerdings hat er nie die Neigung gezeigt, in seine Heimatstadt zurückzukehren.
Stattdessen führten ihn die Stationen seiner musikalischen Ausbildung von Köln nach Paris und später nach Berlin, schließlich nach Italien. Diese italienische Reise wurde für Bungert geradezu schicksalhaft. Er verliebte sich in dieses Land, das von nun an in seinem Werk und in seinem Leben eine bedeutende Rolle spielte. Besondere Bedeutung erlangte diese Reise aber vor allem durch Bungerts erste Begegnung mit der Dichterin Carmen Silva. Hinter diesem Pseudonym verbarg sich niemand geringeres als Königin Elisabeth von Rumänien, eine geborene Prinzessin zu Wied. Als Dichterin und Schriftstellerin erlangte sie mit Werken, die durchaus über das Niveau dilettantischer Dichtung hinausgehen, einigen Ruhm. Ihre erste Begegnung mit Bungert begründete eine lebenslange Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit, in deren Verlauf er zahlreiche Gedichte Carmen Silvas vertonte. In Anerkennung dieser künstlerischen Zusammenarbeit mit Carmen Silva ehrte die rumänische Königin ihren Freund mit einem Orden und schenkte ihm in Leutesdorf am Rhein ein luxuriös ausgestattetes Haus. Dieses hätte sich Bungert sicherlich auch selbst leisten können, erlebten seine Werke doch zahlreiche Aufführungen, die dem Komponisten neben Ruhm und Ehre auch ein beträchtliches Vermögen einbrachten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Bungert auf dem Höhepunkt seines Erfolges stand, gab es sogar Pläne, in Bad Godesberg ein eigenes Bungert-Festspielhaus zu errichten. Diese Idee, zweifellos von den Wagner-Festspielen in Bayreuth inspiriert, konnte jedoch nicht verwirklicht werden.
Bungert starb schließlich am 26. Oktober 1915 in seinem Haus in Leutesdorf. In Mülheim blieb von seinem Werk wohl weniger die Tetralogie „Die Homerische Welt“, als vielmehr die Volkshymne „Die Mölmsche Junges“ in Erinnerung.
Autor: K. Rawe
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Stand: 17.12.2019
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