ZEITZEICHEN 17. Mai 1897: Eröffnung der Hauptpost am Viktoriaplatz
An die ursprüngliche Bestimmung des Museumsgebäudes am Viktoriaplatz erinnern heute nur noch der nostalgische blaue Briefkasten, der Schriftzug über den Fenstern der ersten Etage und natürlich der Name: Kunstmuseum in der Alten Post. Es wurde mit einer feierlichen Zeremonie am 17. Mai 1897 als neue Hauptpost eröffnet.
Nachdem das von der Postverwaltung genutzte Gebäude des Ruhrschifffahrtsgefälleamtes zu klein geworden und der Ankauf von Nachbargrundstücken als zu teuer verworfen worden war, suchte man Anfang der 1890er Jahre nach einem Ersatz. Gegen das alte Grundstück sprach auch, dass es durch die Eingemeindung von Eppinghofen und Mellinghofen im Jahre 1878 seine zentrale Lage innerhalb der Stadt verloren hatte und durch die Nähe zur Ruhr außerordentlich hochwassergefährdet war. Das Schollenfeld - der heutige Viktoriaplatz - wurde als hochgelegener Ort mit bisher kaum vorhandener Bebauung als "in jeder Beziehung günstiger Bauplatz" eingeschätzt und am 1. April 1894 für 120.000 Mark von dem Mülheimer Bauunternehmer Döring gekauft. Döring übernahm auch einen großen Teil der auf zwei Jahre veranschlagten Bauarbeiten für das neue Postgebäude. Anfang April 1895 begannen die Arbeiten, am 16. November feierte man das Richtfest und nach einem witterungsbedingten Baustopp im Winter 1895/96 konnten die noch ausstehenden Steinmetzarbeiten im März 1896 fortgeführt werden. Dem folgte der innere Ausbau; zeitgleich wurden die Hofgebäude und Nebenanlagen fertig gestellt.
Hinter der prachtvollen Fassade des neuen Postgebäudes befanden sich eine Hilfspackkammer, Wirtschaftsräume und mehrere Dienstwohnungen im Kellergeschoss, Diensträume für das Postamt im Erdgeschoss sowie neben einer Dienstwohnung für den Amtsvorsteher Räume für die Telegraphie- und Fernsprechstelle im ersten Obergeschoss. Eine weitere Dienstwohnung war im Dachgeschoss vorgesehen. Geheizt wurden die Räume mit Kachelöfen der Firma G. Albrecht & Sohn aus Hildesheim sowie eisernen Öfen von Johann Höfmann aus Mülheim. Ein Kachelofen befindet sich heute noch in den Ausstellungsräumen des Kunstmuseums. An der nordöstlichen Querseite befand sich der Fernmeldeturm, der heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt erkennbar ist und damals als Dachaufbau ein eisernes, mit Kupfer umkleidetes Fernsprechgerüst trug. Waren unmittelbar vor der Erbauung lediglich 195 Fernsprecher in Mülheim angemeldet, so wuchs dieser Geschäftsbereich in den nächsten Jahren derart an, dass er 1927 vom übrigen Postgeschäft losgelöst und in ein eigenes Telegraphenamt überführt werden musste.
Über 80 Jahre lang wurde das Gebäude am Viktoriaplatz als Hauptpost genutzt, bis es im Jahre 1979 von der Stadt Mülheim im Tausch gegen ein Baugrundstück in der Nähe des Hauptbahnhofs erworben wurde. Nachdem zunächst 1985 in der ehemaligen Schalterhalle eine Bürgerbegegnungsstätte samt einem Raum für Wechselausstellungen eingerichtet wurde, nahm in mehreren Bauphasen das Projekt "Kunstmuseum in der Alten Post" Gestalt an. Am 27. August 1994 wurde das Gebäude nach dem letzten Umbau endgültig seiner neuen Bestimmung übergeben.
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Stand: 19.07.2017
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