ZEITZEICHEN 4. Juli 1913: Eröffnung des neuen Schlachthofes

Der Neubau des Schlachthofes in Mülheim-Speldorf (1913)

Als die Stadt Mülheim an der Ruhr am Anfang des 20. Jahrhunderts nach umfangreichen Eingemeindungen Großstadt wurde, wirkte sie vom Stadtbild her noch nicht großstädtisch. Auch die Infrastruktur reichte für die schnell gewachsene Stadt bei weitem nicht aus. Daher wurden damals große Baumaßnahmen durchgeführt und es entstanden bedeutende städtische Gebäude. Aus dieser Zeit stammt auch der neue Schlachthof, der wie Schloßbrücke und Stadtbad kurz vor dem Ersten Weltkrieg eröffnet wurde.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte es in Mülheim an der Ruhr Bestrebungen gegeben, ein öffentliches Schlachthaus zu errichten. Bis dahin hatten die Metzger auf ihren Privatgrundstücken geschlachtet, was aus hygienischen Gründen nicht mehr erlaubt sein sollte. Das erste öffentliche Schlachthaus in Mülheim an der Ruhr wurde 1876 eröffnet. Es lag auf der Schleuseninsel, wo heute der Wasserbahnhof steht. Dieses Gelände direkt an der Ruhr war auch deshalb gewählt worden, weil Blut und Schlachtabfälle leicht in den Fluß abgeleitet werden konnten! Schon ein Vierteljahrhundert später wurden die Belästigungen, die von einem Schlachthaus in der Innenstadt ausgingen, nicht mehr akzeptiert. Außerdem war es inzwischen zu klein und technisch veraltet; hinzu kamen große hygienische Missstände. Für eine Erweiterung und Modernisierung war kein Platz vorhanden. Daher wurde um 1900 der Neubau eines Schlachthofes an einem anderen Platz für dringend notwendig gehalten.

Im Jahr 1910 wurde beschlossen, den neuen Schlachthof auf einem Gelände an der Ulmenallee in Speldorf zu errichten. Es bestand zum Teil aus dem Grundstück einer ehemaligen Gasanstalt, zum anderen Teil aus Acker- und Wiesenland. Ein wichtiger Grund für die Platzwahl war die Lage neben der Eisenbahnstrecke, da die Tiere vor allem mit der Eisenbahn angeliefert werden sollten. Die von dem Beigeordneten Helbing ausgearbeiteten Pläne wurden in den Jahren 1911-1913 umgesetzt. Mülheim bekam damit einen für die damalige Zeit vorbildlichen Schlachthof, der allen Forderungen eines wirtschaftlichen Betriebsablaufs, der Hygiene und der richtigen Kühlung und Lagerung des Fleisches entsprach. Übrigens wurden die mit 1.925.000 Mark veranschlagten Baukosten unterschritten; sie betrugen tatsächlich nur ca. 1.750.000 Mark.

Zur Eröffnung am 4. Juli 1913 zog die Fleischerinnung in festlichem Zug vom alten zum neuen Schlachthof, die Lehrlinge und Gesellen im weißen Handwerksanzug, die Meister in Gehrock und Zylinder, berichtete die Mülheimer Zeitung. In der großen, mit Grün geschmückten Verbindungshalle wurden, beginnend mit dem Oberbürgermeister, mehrere Reden gehalten. Nachdem die Gesangsabteilung der Fleischerinnung einige Lieder gesungen hatte, ließ man sich zu einem Glas Bier oder einem Imbiß an langen Tischreihen nieder.

Im Laufe der Zeit fanden immer wieder Umbauten des Schlachthofes statt. Im Zweiten Weltkrieg gab es durch Luftangriffe leichte Schäden, die wieder repariert werden konnten. Zum 50-jährigen Bestehen des Schlachthofes konnte festgestellt werden, dass die ursprüngliche Planung so großzügig gewesen war, dass die Kapazität trotz erheblich gestiegener Bevölkerungszahl immer noch ausreichte. Erst später wurde der Mülheimer Schlachthof unrentabel und im Jahr 1977 geschlossen.

Autor: J. Fricke

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Stand: 17.12.2019

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