ZEITZEICHEN 9. Juli 1897: Betriebsaufnahme der ersten elektrischen Straßenbahn
Im Jahre 1888 hielt ein neues Verkehrszeitalter in Mülheim Einzug. Nachdem seit Beginn des 19. Jahrhunderts regelmäßige Postkutschenverbindungen in die nähere und weitere Umgebung bestanden hatten, wurde nun die erste Dampfstraßenbahn zwischen Duisburg und Broich eröffnet. Eine Weiterführung dieser Strecke über die Kettenbrücke bis auf das Mülheimer Ruhrufer scheiterte damals jedoch an der zu geringen Tragfähigkeit der alten Brücke.
Anfang der 1890er Jahre errichtete der Fuhrunternehmer Becker eine regelmäßige Verbindung zwischen Mülheim und Oberhausen - mit dem Pferdeomnibus. Doch der technische Fortschritt jener Jahre machte diesem Verkehrsmittel schon bald wieder ein Ende.
Nachdem Werner von Siemens 1881 die erste elektrische Straßenbahn der Welt entwickelt hatte, begann dieses neue moderne Verkehrsmittel schnell seinen weltweiten Siegeszug. Mobilität wurde in einem Zeitalter immer wichtiger, in dem durch rasante Industrialisierung und das schnelle Wachstum der Städte die Lebens- und Arbeitsbereiche der Menschen räumlich stetig weiter auseinanderdrifteten. Die Fortschrittsbegeisterung der Zeit ließ darüber hinaus die Straßenbahn schnell zu einem Sinnbild für Modernität und Urbanität werden. So wurden auch im aufstrebenden Mülheim an der Ruhr Pläne diskutiert, eine "Elektrische", wie die Straßenbahn immer wieder genannt wurde, einzurichten. Nachdem die Genehmigung der Regierung in Düsseldorf vorlag, konnte im Juli 1896 die beauftragte Firma AG Elektrizitätswerke (vormals O. Kummer & Cie.) mit dem Bau der Straßenbahnstrecke beauftragt werden.
Häuser mussten abgerissen oder begradigt, Straßen ausgebaut und Gleise verlegt werden, bevor es nach einem Jahr endlich soweit war: Am 9. Juli 1897 erfolgte die offizielle Eröffnung der ersten elektrischen Straßenbahn Mülheims. Sie befuhr die Strecke Kahlenberg - Rathausmarkt - Styrum - Oberhausen, sowie die Strecke Rathausmarkt - Körnerstraße. Die Gesamtlänge des zumeist eingleisigen Streckennetzes betrug zu diesem Zeitpunkt 12,5 km, die von sieben Motorwagen in einem 15-Minuten-Takt befahren wurden. Diese erste Linie war jedoch so erfolgreich, dass noch im Eröffnungsjahr die Taktzeit halbiert und sechs weitere Motorwagen angeschafft werden konnten. In den darauf folgenden Jahren erfuhr das Streckennetz stetige Erweiterungen und auch heute noch prägt die "Elektrische" den Personennahverkehr in Mülheim an der Ruhr. (Ra)
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Stand: 12.07.2022
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