Bericht von der Bürgerinformation am Flughafen Essen/Mülheim

Bericht von der Bürgerinformation am Flughafen Essen/Mülheim

Am 5. August 2022 fand die Bürgerinformation im Rahmen des Planungsverfahrens zur Gewerbeflächenentwicklung am Flughafen statt, an der rund 100 Bürger*innen teilnahmen. Die wesentlichen Ergebnisse und Inhalte sind nachfolgend dargestellt.

Blick über den Flughafen Essen/Mülheim EDLE. - Thomas Nienhaus

Ablauf der Veranstaltung

Baudezernent Felix Blasch begrüßte die Teilnehmenden und stellte die wesentlichen Rahmenbedingungen des Verfahrens vor. Ziel des Verfahrens ist die Konzipierung eines innovativen Gewerbeparks auf Basis eines nachhaltigen Entwicklungskonzepts. Das Konzept soll eine zweistufige Perspektive aufzeigen und der Politik als Entscheidungshilfe für den weiteren Umgang mit dem Flughafenareal vorgelegt werden.

Während die erste Stufe die Fortführung des Flugbetriebes bei gleichzeitiger räumlicher Verkleinerung der Flughafeninfrastruktur auf einer Fläche von circa 12,2 Hektar (Gewerbe) vorsieht, wird bei der zweiten Stufe von einer Aufgabe des Flugbetriebes und einer Ausdehnung der gewerblichen Entwicklungsbereiche um weitere 15,5 Hektar ausgegangen.

Die Verfahrenskoordination übernimmt das Büro Drees & Sommer, die auch die Infoveranstaltung moderierten. Nach einer Vorstellung des Verfahrens und der Wettbewerbsziele durch Drees & Sommer präsentierten die Firmen WDL und DUDOQ ihre bereits in der Umsetzung befindlichen Entwicklungsvorhaben. Die WDL errichtet derzeit einen Neubau der Luftschiffhalle mit anschließendem Erweiterungsbau (beides in Holzbauweise), während DUDOQ für den Investor KRE einen Gebäudekomplex aus drei Baukörpern mit Mitarbeiter*innenparkhaus vorsieht. Beide Firmen streben eine moderne, nachhaltige und DGNB-zertifizierte* Entwicklung an. In der Rückfragerunde wurde kontrovers über die Notwendigkeit zusätzlicher Gewerbebauten diskutiert. Felix Blasch hob hervor, dass sich die Anforderungen an Gewerbebauten teilweise grundlegend gewandelt haben und daher gerade ältere Bestandsimmobilien nur eingeschränkt und mit hohem Aufwand umnutzbar sind. Zudem gibt es in Mülheim bereits seit Jahren eine hohe Nachfrage an unbebauten Grundstücken, die nicht bedient werden kann.

*DGNB steht für die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Die DGNB hat ein Zertifizierungssystem entwickelt, mit der Bauvorhaben über den gesamten Lebenszyklus hinweg beurteilt und bei einer nachhaltigen Bauweise entsprechend zertifiziert werden.

Im Anschluss folgte eine rund einstündige Marktplatz-Phase, in der sich die Bürger*innen an sechs Ständen über die Entwicklungsvorhaben und die zentralen Rahmenbedingungen der Planungsaufgabe informieren konnten. Gleichzeitig wurde den Bürger*innen an separaten Stellwänden die Möglichkeit gegeben, ihre Anregungen, Wünsche und Hinweise zu den jeweiligen Themenfeldern zu hinterlegen. An den Ständen entwickelten sich lebhafte Diskussionen mit guten Hinweisen durch die Bürger*innen und zahlreichen interessierten Nachfragen. Auf den vielfachen Wunsch der Bürger*innen sind die Pläne zusammen mit der Präsentation und der Aufgabenstellung am Ende dieses Artikels zum Download hinterlegt.

Anregungen, Wünsche und Hinweise der Bürger*innen

In der Markplatz-Phase wurde deutlich, dass die Bürger*innen insbesondere die Frage bewegt, ob der Flugbetrieb fortgeführt werden sollte oder nicht. Diese Frage wird auf Grundlage der Ergebnisse des Planungsverfahrens in den zuständigen politischen Gremien zu diskutieren sein. Als Argumente für den Erhalt des Flughafens wurde unter anderem die (technologischen) Veränderungen in der Luftfahrt, die Bedeutung als Identifikationsort, die Vereinbarkeit mit dem Klimaprozessgeschehen und dem Naturschutz sowie die Arbeitsplatz- und Ausbildungseffekte eingebracht. Hinzu wurde der Wunsch geäußert, künftig auch flugaffines Gewerbe am Standort ansiedeln zu können, um die Wirtschaftlichkeit des Flughafens zu verbessern. Als Argumente gegen den Flugbetrieb wurden unter anderem die damit verbundenen Lärmemissionen, das jährliche Defizit (Ausgleich durch die Gesellschafter) sowie die Verhinderung einer großflächigeren Entwicklung zugunsten von Gewerbe und Wohnungsbau genannt.

Zu den Themen „Städtebau und Gewerbe“ wurde darüber hinaus unter anderem angeregt, einen freien Blick auf die WDL-Luftschiffhalle als Landmarke zu erhalten und eine Symbiose zwischen Natur und Flughafen zu schaffen.

Beim Handlungsfeld „Verkehr und Mobilität“ wurden drei unterschiedliche Schwerpunktthemen diskutiert: Positiv hervorzuheben ist der im Bau befindliche Geh- und Radweg entlang der Zeppelinstraße, der bei den anwesenden Bürger*innen eine große Zustimmung findet. Gleichzeitig besorgt die Bürger*innen das mit den Entwicklungen verbundene, zusätzliche Verkehrsaufkommen – insbesondere im motorisierten Individualverkehr (Pkw). Hier sollen bei Vorliegen des konkreten Entwurfs gutachterliche Untersuchungen folgen, die auch die Auswirkungen auf die Umgebung über das Flughafengelände hinaus berücksichtigt (zum Beispiel Essen-Haarzopf / A40-Anschlüsse). Zudem wird der Ausbaustandard des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Standort kritisch betrachtet. Im Sinne einer nachhaltigen Mobilität wird angeregt, einen Mobilitätshub (unter anderem zugunsten der E-Mobilität) einzurichten.

Das Handlungsfeld „Energie, Klima und Ressourcen“ zeigte auf, dass den Bürger*innen eine progressive und nachhaltige Standortentwicklung wichtig ist. Hierzu zählt unter anderem die Vermeidung eines weiteren „Flächenfraßes“ sowie die Entwicklung eines klimaneutralen Gewerbequartiers. Neben dem Einsatz von Photovoltaikanlagen wird auch die Untersuchung von Erdwärmepotentialen angeregt. Die Versiegelung sollte so gering wie nötig ausfallen, zudem solle untersucht werden, ob es durch das Vorhaben gegebenenfalls zu einer Grundwasserabsenkung kommen könnte. Als wichtiges Anliegen wurde von vielen anwesenden Bürger*innen die Reduzierung des Fluglärms (zum Beipspiel im Rahmen der Platzrunde) benannt.

Bei den Diskussionen im Handlungsfeld „Landschaftspflege und Naturschutz“ wurde unter anderem insbesondere die Bedeutung der Fläche für den Artenschutz betont. Die Störungsfreiheit der Grünlandflächen sollte gewahrt (kein Zugang für Hunde und Menschen) und die Magerflächen erhalten bleiben. Von einigen Bürger*innen wurde insbesondere die zweite Entwicklungsstufe kritisch diskutiert, da sich die Bebauung hier in die Grünlandflächen hinein ausdehnt und die Planung daher den Entwicklungszielen des Naturschutzes widersprechen könnte. Es wurde der Hinweis hinterlegt, NABU und BUND in die Planung miteinzubeziehen. Beim Thema Dachbegrünung wird angeregt, zur Qualitätssicherung eine festgelegte Substrathöhe vorzuschreiben (zum Beispiel 10 cm) und Flächen für die „offene“ Rückhaltung des Regenwassers zu berücksichtigen.

Weiteres Vorgehen

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden den teilnehmenden Planungsbüros übermittelt, die noch bis zum 28. September 2022 die Planungsaufgabe bearbeiten werden. Die eingereichten Konzepte werden anschließend durch das Büro Drees & Sommer und Sachverständige aus der Fachverwaltung vorgeprüft. Am 26. Oktober 2022 findet die Jurysitzung zur Planungsaufgabe statt. Die Jury setzt sich aus Expert*innen im Bereich der Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung sowie Vertreter*innen der Lokalpolitik zusammen. Die Ergebnisse werden anschließend veröffentlicht. Die eingereichten Konzepte sollen dem Rat der Stadt als Entscheidungsgrundlage für den weiteren Umgang mit dem Flughafenareal dienen. Im Zuge der nächsten Schritte sind weitere Beteiligungsveranstaltungen vorgesehen, die rechtzeitig bekanntgegeben werden.

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Stand: 14.09.2023

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