Mülheimer Schulgeschichte
Vorläufer aller weiterführenden Schulen in Mülheim an der Ruhr ist die sogenannte Höhere Bürgerschule. Gegründet wurde sie vom Rat der Stadt am 7. Juli 1852 als öffentliche Schule mit anfangs vier Parallelklassen. Die Aufnahme des Unterrichts war am 4. Oktober 1852. Bereits einige Jahre zuvor hatten engagierte Mülheimer Bürger eine private Schule ins Leben gerufen, die zunächst nur für den männlichen Nachwuchs vorgesehen war, dann aber auch mit einer Mädchenklasse ausgestattet wurde. Der Lehrkörper bestand aus dem Direktor und seinem Stellvertreter. Beide zusammen hatten insgesamt 38 Schüler zu unterrichten und zu betreuen. Um die finanzielle Grundlage dieser privaten Anstalt war es jedoch schlecht bestellt, zudem fehlte ihr die staatliche Anerkennung. Nach rund 10 Jahren Unterrichtsbetrieb geriet sie in Existenznöte und musste aufgeben. Die Zeit war reif für die Gründung einer öffentlichen Schule.
Die Höhere Mädchenschule
Mit der Eröffnung der Höheren Bürgerschule kam es auch zur Gründung einer zweizügigen Mädchenschule, die zunächst noch an die Jungenschule angegliedert war. Erster Direktor beider Einrichtungen war Wilhelm Gallenkamp. Er wurde jedoch seit 1858 durch seinen Stellvertreter als Leiter der Mädchenschule entlastet. Dies waren nacheinander Dr. Karl Andresen (1858-63), Professor Dr. Oskar Natorp (1863-73) sowie Ludwig Finsterbusch (1873-1899). Letzterer gilt denn auch als eigentlicher Organisator der Mädchenschule, die 1884 von der Jungenschule abgetrennt und fortan als eigenständige Bildungsanstalt betrieben wurde. Mit dem Umzug in ein neues Schulgebäude erhielt die Schule 1892 den Namen Luisenschule, den sie bis heute noch trägt. Ab 1911 fand auch viele Jahre lang zusätzlich die Bezeichnung "Lyzeum" Verbreitung.
Die Handwerker-Fortbildungsschule
Eng verbunden mit der Geschichte der Bürgerschule ist die Gründung der sogenannten Handwerker-Fortbildungsschule, die der Vorläufer der heutigen Mülheimer Berufschulen ist. Mit 61 Schülern und acht Unterrichtsstunden pro Woche begann der Lehrbetrieb am 15. Oktober 1852. Die Teilnahme am Unterricht war - im Gegensatz zu heute - zunächst freiwillig, ab 1902 dann verpflichtend. Trotz unbequemer Unterrichtszeiten am Abend nach der Arbeit sowie an Sonntagen erschienen die meisten Berufsschüler regelmäßig zum Unterricht. Das Amt des Direktors wurde, genau wie bei der Höheren Mädchenschule, nebenamtlich vom Leiter der Bürgerschule ausgeübt. Erst 1913 kam es zur Abtrennung der Fortbildungsschule von der Bürgerschule und sie erhielt mit Albert Feddeler ihren ersten eigenen Direktor.
Die erste Mittelschule
Vorläufer der heutigen Realschule Stadtmitte war die sogenannte Mittelschule. Die erste Mittelschule für Mädchen erhielt Mülheim 1917, die erste für Jungen (Knabenmittelschule) vier Jahre später 1921. Anlass für die Gründung der beiden Mittelschulen war die Überfüllung der städtischen Gymnasien, die einen immer größeren Zulauf hatten. Um eine Abwanderung der Schüler in die Nachbarstädte, in denen es bereits Mittelschulen gab, zu verhindern, beschloss der Rat der Stadt, auch in Mülheim eine Mittelschule einzurichten. Jedoch fehlte zunächst ein ausreichend großes Schulgebäude, so dass der Unterricht in mehreren provisorischen Ausweichquartieren stattfinden musste.
Das schnelle Anwachsen der Schülerzahlen verstärkte das ohnehin schon vorhandene Raumproblem, so dass der Rat der Stadt Mülheim auf Drängen des Mittelschuldirektors Arthur Paulmann 1925 den Bau eines eigenen Mittelschulgebäudes beschloss. Am 20. Januar 1929 wurde der Neubau an der Oberstraße feierlich eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Knaben- und Mädchenmittelschule jeweils rund 500 Schüler(innen), die separat voneinander in je einem Flügel des Gebäudes untergebracht wurden.
Städtisches und Staatliches Gymnasium
Die Schülerzahlen der Höheren Bürgerschule stiegen innerhalb weniger Jahrzehnte von anfangs 46 auf über 900 an. Damit war diese Bildungsanstalt im Jahr 1906 die größte in der gesamten preußischen Rheinprovinz. Der Versuch des damaligen Direktors Zietschmann, die mehr an einer praktischen Ausbildung interessierten Schüler an eine neu zu gründende Mittelschule abzugeben, scheiterte zunächst. 1911 beschloss man, die Mammutanstalt ganz einfach zu teilen.
Der eine Teil verblieb als "Oberrealschule" (heute: Karl-Ziegler-Schule) unter städtischer Regie im alten Haus an der Schulstraße, während der andere Teil als "Königliches Gymnasium mit Realgymnasium" (heute: Otto-Pankok-Schule) staatlich wurde und ein neues Gebäude an der Von-Bock-Straße bezog. Erster Direktor dieser fortan als Staatliches Gymnasium bezeichneten Einrichtung wurde Dr. Adolf Stamm, die Leitung des Städtischen Gymnasiums (Oberrealschule) übertrug man Dr. Edmund Neuendorff.
Historische Schulunterlagen
Die historischen Unterlagen der Luisenschule, der Otto-Pankok-Schule sowie der Karl-Ziegler-Schule befinden sich heute im Stadtarchiv und können dort eingesehen werden. Darüber hinaus unterhält die Otto-Pankok-Schule ein eigenes Schularchiv.
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Stand: 09.02.2023
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