ZEITZEICHEN 15. Mai 1909: Eröffnung des Solbads Raffelberg

Postkartenansicht des Solbads Raffelberg (Kurhaus)Die Sozialgesetzgebung des Kaiserreichs machte gegen Ende des 19. Jahrhunderts besondere Heilmittel wie z.B. Trink- und Badekuren erstmals auch größeren Bevölkerungskreisen zugänglich. Da insbesondere in den industriellen Zentren die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Bevölkerungsmehrheit schlecht waren, wurde eine Gesundheitsfürsorge hier zum Erhalt der dringend benötigten Arbeitskraft in der Hochphase der Industrialisierung absolut notwendig. Doch nicht nur die Arbeiter selbst, die an gesundheitsgefährdenden Arbeitsplätzen ihren Lebensunterhalt verdienten, auch ihre Familien erfuhren gesundheitliche Schädigungen. So führten die ungesunden Wohnverhältnisse in den überfüllten Arbeiterquartieren ebenso wie die Verschmutzung der Umwelt besonders bei Kindern zu erheblichen Belastungen. Abhilfe versprachen in dieser Situation Kur- und Heileinrichtungen, die um 1900 zahlreich in der Nähe der Ballungszentren entstanden. Auch das Solbad Raffelberg gehört zu diesen Einrichtungen und blickt auf entsprechende Anfänge zurück.

Die Entdeckung einer medizinisch nutzbaren Solequelle auf der Zeche Alstaden 1855 führte dazu, dass dort 1888 eine Kinderheilanstalt mit Soleanwendungen eingerichtet wurde. Da sich diese Heilanstalt jedoch als zu klein erwies und zudem ungünstig gelegen war, entstand in Mülheim an der Ruhr ein Verein, der Mittel zum Bau einer angemessenen Anstalt beschaffen wollte. Zusätzlich entstand 1907 eine Aktiengesellschaft mit dem Zweck, ein Solebad zu errichten. Verein und Aktiengesellschaft bemühten sich von nun an gemeinsam, einen geeigneten Standort zu finden und das ehrgeizige, sozial- und gesundheitspolitisch zeitgemäße Projekt umzusetzen. Mit dem Gelände des alten Hofgutes Raffelberg im Wald zwischen Duisburg und Mülheim wurde ein Ort gefunden, der dem Erholungs- und Kurwert der Gesamtanlage angemessen Rechnung trug. Unter der Gesamtleitung des Mülheimer Beigeordneten Karl Helbing entstand ein Komplex mit Kindersolbad, Badehaus und Kurhotel, der am 15. Mai 1909 eröffnet werden konnte.

Da sich der Kurbetrieb anfänglich sehr positiv entwickelte, konnte bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit Erweiterungsplanungen und –bauten begonnen werden. So entstand z.B. 1911 ein Kursaal mit gewölbter Decke und Orchestermuschel für 800 Personen. Die positive Entwicklung hielt bis zum Ende der 1920er Jahre an. Danach folgte ein steter Niedergang, der sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg trotz Modernisierungen und Ausweitung des Kurbetriebs nicht dauerhaft aufhalten ließ. Nach der Einstellung der Soleförderung auf Alstaden 1973 und einer letzten Renovierung des Bades 1976/77 musste 1992 schließlich der Bäderbetrieb endgültig aufgegeben werden. Das Kurhaus erlebte jedoch eine unerwartete Renaissance. Seit 1997 beherbergt es das renommierte Theater an der Ruhr.

Autor: K. Rawe

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Stand: 16.12.2019

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