Historische Persönlichkeiten: Karl Ziegler (1898-1973)
Professor Karl Ziegler leitete von 1943 bis 1969 als Direktor das Kaiser-Wilhelm-Institut (später: Max-Planck-Institut) für Kohlenforschung. Die Entdeckung des Niederdruck-Polyäthylens machte ihn weltberühmt. Die Einnahmen die er für das Institut daraus erzielte, machten die Mülheimer Forschungsstätte als einzige der Max-Planck-Gesellschaft finanziell unabhängig. Im Dezember 1963 erhielt er den mit 100.000 DM dotierten Nobelpreis.
Ziegler war Forscher und Geschäftsmann in einer Person. Eine Gabe, die Wissenschaftler nur selten in sich vereinigen. Aus seinen Erfindungen sicherte er sich und seinem Institut pekuniäre Rechte. Diesem Sinn für das Wertschaffen verdankt die Stadt Mülheim die attraktive Institutsbebauung mit dem Laborhochhaus auf dem Kahlenberg. Er ist Ehrenbürger der Stadt Mülheim - und Ehrenhäuptling der Sioux-Indianer. Karl Ziegler wurde auf seinen Weltreisen von vielen gekrönten und auch ungekrönten Häuptern empfangen, wie etwa dem Tenno von Japan.
Welche Bedeutung seinen Erfindungen beizumessen ist, beweist auch der materielle Wert der Patente: An seinem 70. Geburtstag gründete Prof. Karl Ziegler den mit 40 Millionen DM dotierten Ziegler-Fonds, mit dem er zugunsten des Instituts auf die innerhalb von 16 Jahren zusammengekommenen Erlöse aus seinen Patenten und Lizenzen verzichtete.
Ein großer Teil seines Einkommens floß darüber hinaus in den Erwerb von Kunstwerken, wobei ihm die Mülheimer Museumsleiterin Christel Denecke stets beratend zur Seite stand. Karl und Maria Ziegler beschenkten sich gegenseitig mit Bildern: zu Geburtstagen, zum Weihnachtsfest und an den Hochzeitstagen. Im Gegensatz zu einem Sammler mit dem Bestreben eine bestimmte Kunstrichtung oder Epoche möglichst vollständig zusammenzustellen, wählten Karl und Maria Ziegler jedes einzelne Bild aus, weil es ihnen gefiel. Über viele Räume ihres Hauses verteilt, bekam jedes Bild einen besonderen Platz.
Der passionierten Gärtnerin Maria Ziegler hatten es besonders die Blumenbilder von Nolde, Heckel, Kokoschka und Schmidt-Rottluff angetan. Karl Ziegler schätzte vor allem Bilder von Orten, in denen sie zu Hause waren. Ein Beispiel dafür ist "Der rote Turm in Halle" von Lyonel Feininger: Ziegler war 1936 Direktor des Chemischen Instituts in Halle geworden und lebte dort bis 1943. Auch das Ruhrtal ist mit zwei Werken in der Sammlung vertreten - Carl Altena mit "Ruhrtal mit Mendener Brücke, gesehen von der Saarner Au" und Liss Knust-Jenny, die ebenfalls eine Ruhrlandschaft als Motiv wählte.
Karl Ziegler starb am 11. August 1973 an den Folgen eines Herzinfarktes, seine Frau Maria überlebte ihn um sieben Jahre und verbrachte die letzten beiden Lebensjahre im Essener Augustinus-Stift. In ihrer dortigen Wohnung hing ein Bild von jeder Stadt, in der sie gelebt hatte.
Noch zu Lebzeiten hatten die Eheleute Ziegler verfügt, dass nach ihrem Tode 42 Bilder aus der gemeinsamen Sammlung in eine Stiftung eingebracht und dem Städtischen Kunstmuseum dauerhaft überlassen werden sollten. 30 dieser Werke stammten von international hochgeschätzten Künstlern, größtenteils Expressionisten wie Paul Klee, Käthe Kollwitz, Oskar Kokoschka, August Macke, Franz Marc, Emil Nolde, Lyonel Feininger oder Karl Schmidt-Rottluff. Am 13. März 1981 war es dann soweit: Die Sammlung Ziegler wurde dem Mülheimer Kunstmuseum vermacht und bildet seitdem ein nicht mehr wegzudenkendes, wertvolles Kernstück der Museumsbestände in der Alten Post.
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Stand: 22.02.2023
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