ZEITZEICHEN 18. Januar 1790: Wiederbegründung der katholischen Pfarrgemeinde
Im Jahre 1555 erkannte der Augsburger Religionsfrieden der evangelisch-lutherischen Konfession ein grundsätzliches Existenzrecht zu und bestimmte, dass sich die Konfessionszugehörigkeit der Menschen gemäß dem Grundsatz "cuius regio eius religio" nach der Konfession ihres Grundherren richtete. Da die Herren auf Schloß Broich - die Grafen von Daun-Falkenstein - der Reformation anhingen, wurde Mülheim evangelisch und katholisches Leben spielte lange Zeit kaum noch eine Rolle. Für annähernd zwei Jahrhunderte konnten die wenigen, verstreut in der Gegend um Mülheim lebenden Katholiken lediglich im Kloster Saarn und in der Styrumer Schloßkapelle der katholischen Grafen von Limburg-Styrum die katholische Messe hören. Ein katholisches Gemeindeleben fand in dieser Zeit nicht statt.
Doch etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich die Situation, kühlten sich die religiösen und konfessionellen Gegensätze im Lichte der europäischen Aufklärung allmählich ab. Graf Carl-August von Limburg-Styrum bemühte sich um 1749 erfolgreich, mit Anton von Sonnenberg einen Jesuitenpater dauerhaft für den Dienst als Kaplan der Schlosskapelle zu gewinnen. Sofort begann dieser, die Gläubigen der Gegend aufzusuchen und zu einem regen katholischen Leben zu ermuntern. Er begann auch ab 1751 katholische Kirchenbücher zu führen und machte so die Schloßkapelle Styrum zu einer Keimzelle neuen katholischen Lebens. Im Jahre 1755 stiftete Carl-August auf dem Kirchenhügel den Bau einer katholischen Schule und brachte so in gewisser Weise die Katholiken in die Mauern Mülheims zurück.
In dieser Zeit wurde in Mülheim eine katholische Missionsstelle errichtet, die bis zur Aufhebung des Ordens durch Jesuitenpatres betreut wurde. Danach übernahm mit Peter Cürten ein Weltgeistlicher die Verantwortung für die Katholiken Mülheims, deren Zahl stetig anstieg. Mit viel Tatkraft und Mut gelang ihm in den Jahren 1781 - 1786 an der Stelle der heutigen Kirche St. Mariä Geburt auf dem Kirchenhügel der Bau der ersten katholischen Kirche Mülheims nach der Reformation. Es war sicher nicht zuletzt dieser Bau, der die wachsende Bedeutung der katholischen Missionsstelle unterstrich. Nachdem diese nun über eine eigene Kirche und seit Mai 1786 auch über einen eigenen katholischen Friedhof verfügte, entsprach der Status als bloßer Missionsstelle kaum noch den tatsächlichen Gegebenheiten. So erhob das Generalvikariat in Köln am 18. Januar 1790 die katholische Missionsstelle zur Pfarrei St. Mariä Geburt und ernannte Peter Cürten zu ihrem ersten Pfarrer. Nach über zweihundert Jahren gab es hier nun wieder eine katholische Pfarrei, die bis heute einen wichtigen Platz im religiösen und sozialen Leben Mülheims einnimmt.
Autor: K. Rawe
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Stand: 12.12.2019
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