ZEITZEICHEN 3. August 1947: Der RSV Mülheim wird Deutscher Meister im Feldhandball
Schon lange wird Feldhandball als Sportart in Deutschland nicht mehr wettbewerbsmäßig betrieben. Das traditionelle Rasenspiel mit 11 Spielern pro Mannschaft (Großfeldhandball) kennt man allenfalls noch von Kleinturnieren oder als Sommerevent veranstalteten Benefiz-Spielen. Dies sah in früheren Zeiten anders aus. Feldhandball war eine populäre Sportart, die deutschlandweit ihren festen Platz in den Sportvereinen hatte. So auch in Mülheim an der Ruhr.
Einen wichtigen Platz in der Geschichte des deutschen Feldhandballs nimmt der RSV (Rasensportverein) Mülheim ein. Hervorgegangen aus einer Fusion des Vereins für Rasenspiele (VfR) Heißen mit dem Mülheimer Spiel- bzw. Sportverein im Jahre 1919, wurde dieser Klub ursprünglich von „König Fußball“ dominiert. Mit dem Leistungsabfall des Fußballteams Mitte der 1920er Jahre begann dann der Aufstieg der noch jungen, 1924 gegründeten Handballabteilung. In den Jahren 1935 und 1936 gewannen die Rasensportler die Meisterschaft am Niederrhein. Mit Hans Keiter und Edgar Reinhardt stellte der Verein 1936 dann sogar zwei Spieler der deutschen Olympiamannschaft, die in Berlin die Goldmedaille im Feldhandball gewann.
Nach dem Zweiten Weltkrieg formte der Heißener „Handballprofessor“ Paul Kosmalla, zuvor selbst aktiver Feldspieler beim RSV, ein neues schlagkräftiges Team, das sich 1947 bis ins Endspiel der ersten Deutschen (Nachkriegs-) Meisterschaft vorkämpfte. Im Finale besiegte die RSV-Auswahl vor 35.000 Zuschauern im Oberhausener Niederrhein-Stadion die gegnerische Mannschaft des SV Waldhof-Mannheim mit 8:6 und wurde Deutscher Meister. Der 3. August 1947 ging somit in die Annalen des RSV ein und sollte nur noch getoppt werden durch den abermaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft zwei Jahre später (Sieg mit 7:6 Toren gegen den PSV Hamburg).
Werner Giesen, Mannschaftsmitglied im Meisterteam von 1949, erinnerte sich Jahre später an dieses historische Ereignis: „Ich war damals in französischer Gefangenschaft und hörte die letzten eineinhalb Minuten des Spiels im Rundfunk. Sofort schickte ich eine Glückwunschkarte an den RSV, der mich postwendend einlud, nach meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft bei ihm zu spielen.“ Bei der Deutschen Meisterschaft 1949 gehörte Giesen dann zum Kader und holte mit dem RSV den zweiten nationalen Titel.
Von 1967 bis 1973 existierte eine Feldhandball-Bundesliga; bis 1975 wurde eine Deutsche Meisterschaft in dieser Sportart ausgetragen. Im Oktober 1965 beschloss das Internationale Olympische Komitee, ab 1972 Hallenhandball (nicht jedoch Feldhandball) in das offizielle Wettkampfprogramm der Olympischen Spiele aufzunehmen. Dies hatte zur Folge, dass die internationalen Verbände sich fortan auf das Hallenspiel konzentrierten. So auch der RSV, der 1974 den Feldhandball zugunsten des Hallenhandballs komplett aufgab. Eine glanzvolle Ära der Mülheimer Sportgeschichte ging damit zu Ende.
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Stand: 25.07.2017
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