Zeitzeichen 5. Januar 1926: Eröffnung der Stadthalle

Platzkarte für die Feier zur Eröffnung der Mülheimer Stadthalle am 5. Januar 1926„Umringt von den wuchtigen Werkstätten der Industrie, erhebt sich zur Seite einer Straße mit gewaltigem Verkehr und doch in einer gewissen Abgeschiedenheit, friedeatmend der Bau, der Einkehr der Menschen in sich selbst und der Erholung nach harter Arbeit gewidmet.“

Mit diesen Worten schloss der damalige Oberbürgermeister Dr. Paul Lembke sein Geleitwort in der Festschrift, die zur Eröffnung der Stadthalle im Januar 1926 erschienen war. Schon seit der Jahrhundertwende war insbesondere im Bürgertum der aufstrebenden Stadt Mülheim an der Ruhr der Wunsch laut geworden, für kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse einen eigenen, würdigen Saalbau zu errichten. Anlässlich der 100-Jahr-Feierlichkeiten 1908 wurden dafür erste Spenden gesammelt, die in den folgenden Jahren zu einem gewissen Kapital für ein solches Projekt anwuchsen. Ergänzt durch Mittel der Leonhard-Stinnes-Stiftung war schließlich genug Geld vorhanden, um zumindest einen Baugrund zu erwerben. Die Debatten über ein geeignetes Grundstück hielten die Stadt eine längere Zeit in Atem, bis schließlich im Jahre 1915 das ehemalige Vorstersche Anwesen am Broicher Ruhrufer erworben werden konnte. Der Erste Weltkrieg und die anschließenden schwierigen Jahre mit Ruhrbesetzung und Hyperinflation machten es zunächst unmöglich, das Projekt weiterzuführen. Doch schließlich konnte der Bau nach Plänen der Architekten Arthur Pfeifer und Hans Großmann, die auch das Rathaus gebaut hatten, errichtet werden. Die Innengestaltung übernahm der für seine extravagant-avantgardistischen Entwürfe bekannte Düsseldorfer Architekt Emil Fahrenkamp.

Nach gut zweijähriger Bauzeit konnte schließlich die Stadthalle im Januar 1926 eröffnet und der Öffentlichkeit übergeben werden. Am 5. Januar 1926 wurde ausschließlich in Anwesenheit geladener Gäste die „Weihe des Hauses“, wie es hieß, vollzogen. Auszüge aus Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ sowie eine Aufführung von Anton Bruckners V. Sinfonie schufen dabei den festlichen Rahmen für Ansprachen und Grußworte. Im Anschluss konnte in den Räumen der Stadthalle ein „einfaches Abendessen“, das u.a. aus „Zanderschnitte auf russische Art“ und „Lendenbraten mit Gemüse“ bestand, zum Preis von 2,50 Mark für das „trockene Gedeck“ – also ohne begleitende Getränke! – eingenommen werden.

Am folgenden Tag nahm die Stadthalle mit einem öffentlichen Festkonzert sozusagen ihren regulären Betrieb auf. Neben Musik von Johannes Brahms wurde Ludwig van Beethovens IX. Sinfonie mit der für den Anlass so passenden „Ode an die Freude“ aufgeführt.

Autor: K. Rawe

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Stand: 18.12.2019

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