ZEITZEICHEN 7. Oktober 1927: Eröffnung des Ruhrschifffahrtsweges und des Mülheimer Hafens

ZEITZEICHEN 7. Oktober 1927: Eröffnung des Ruhrschifffahrtsweges und des Mülheimer Hafens

Lageplan des Schifffahrtsweges und der Hafenanlagen der Stadt Mülheim-Ruhr Die frühe Entwicklung der Stadt Mülheim an der Ruhr ist eng verbunden mit der Kohlenschifffahrt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte sie ihre Blütezeit und war der bedeutendste Wirtschaftszweig Mülheims. Bald nach ihrem Höhepunkt im Jahr 1860 (s. Zeitzeichen zum 31.12.1860) erlebte  die Kohlenschifffahrt auf der Ruhr durch die Konkurrenz der kostengünstigeren Eisenbahn einen Niedergang. Schließlich kam die Frachtschifffahrt auf der Ruhr schon vor dem Ende des 19. Jahrhunderts völlig zum Erliegen.

Dennoch blieb die Schifffahrtstradition in Mülheim lebendig. Nicht nur die Mülheimer Reeder, allen voran Stinnes, betrieben im großen Umfang Schifffahrt auf dem Rhein. Auch Pläne, die alte Stellung Mülheims als Schifferstadt durch die Kanalisierung der Ruhr wiederherzustellen, wurden weiter verfolgt, zunächst ohne Erfolg, da der preußische Staat zu einer Finanzierung nicht bereit war. Schließlich entschlossen sich die Mülheimer, alles selbst zu finanzieren. Am 17.11.1910 beschloss die Mülheimer Stadtverordnetenversammlung die Kanalisierung der Ruhr, um Mülheim an die Rheinschifffahrt anzuschließen. Diese Entscheidung löste in Mülheim Begeisterung und große Erwartungen aus. Erst 1914 konnte mit dem Bau begonnen werden; in der Kriegs- und Nachkriegszeit ruhten die Bauarbeiten.

Am 7. Oktober 1927 konnte Oberbürgermeister Lembke den Ruhrschifffahrtsweg, die Raffelbergschleuse und den Hafen eröffnen. Der Schifffahrtsweg ermöglichte großen Rheinschiffen durch einen Stichkanal, der die Alstadener Ruhrschleife abschnitt, auf kurzem Weg die Fahrt vom Rhein bis nach Mülheim. Der Höhenunterschied wurde durch die Raffelbergschleuse überwunden. Ein wesentliches Ziel dieses Projekts, für das sich Hugo Stinnes stark eingesetzt hatte, war die Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der Schwerindustrie, vor allem der Friedrich-Wilhelms-Hütte, die einen eigenen Hafenkai erhielt. Durch Verbreiterung des Ruhrkanals war ein nördliches Hafenbecken entstanden, das südliche Hafenbecken stand kurz vor der Vollendung. Im Bereich des Hafens war ein großes hochwasserfreies Gelände in der Speldorfer Aue hergerichtet worden, das mit Hafen-, Bahn- und Straßenanschluss für die Industrieansiedlung bereitstand. Durch die Konzentration der Industrie sollten Wohngebiete und Grünflächen erhalten werden. Das Wasserkraftwerk Raffelberg trug zur Stromversorgung bei.

Bald zeigte sich, dass viele große Erwartungen der Mülheimer sich nicht erfüllten. Hafen und Schifffahrt konnten nicht mehr die Bedeutung früherer Zeiten erlangen. Dagegen spielte das Hafengelände in der Strukturkrise der 1960er Jahre, als Hochöfen und Zechen stillgelegt wurden, eine große Rolle. In dem damals noch zum Teil ungenutzten Gebiet wurden durch Gewerbeansiedlung viele neue Arbeitsplätze geschaffen.

Autor: J. Fricke

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Stand: 18.12.2019

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