ZEITZEICHEN 8. Juli 1927: Beginn der regelmäßigen Personenschifffahrt der Weißen Flotte und Eröffnung des Wasserbahnhofs
Als am 8. Juli 1927 die Weiße Flotte ihren regelmäßigen Personenverkehr aufnahm und am selben Tag der Wasserbahnhof eröffnet wurde, war dies der Beginn einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte. Zwar erlebten beide – Weiße Flotte und Wasserbahnhof – seither Höhen und Tiefen, aus der Stadt wegzudenken sind sie jedoch nicht mehr.
Die jahrhundertelange Bedeutung der Ruhr für die Entwicklung Mülheims geht erstaunlicherweise nicht mit einer Tradition der Personenschifffahrt einher. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Oechelhäuser versucht, mit der „Ruhrdampfschifffahrtsgesellschaft“ eine Personenschifffahrt zwischen Ruhrort und Werden zu etablieren. Dieser Versuch scheiterte jedoch kläglich, so dass nach wenigen Jahren der Betrieb eingestellt und die Gesellschaft abgewickelt wurde. Erst Ende des 19. Jahrhunderts versuchten einige private Unternehmer erneut, mit kleinen Dampf- und Motorbooten in Mülheim eine Freizeitschifffahrt auf der Ruhr zu betreiben. Dies gelang mit mäßigem Erfolg. Es dauerte noch bis in die 1920er Jahre, als die Stadt nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dem Ende des Kaiserreichs und der Ruhrbesetzung energische Schritte unternahm, die Infrastruktur auf dem Wasser auszubauen und in diesem Zuge auch eine Personenschifffahrt mit regelmäßigem Planverkehr auf der Ruhr zu schaffen. Oberbürgermeister Dr. Paul Lembke, der in diesen Jahren nicht nur den Ausbau des Hafens und gemeinsam mit den Rheinisch-Westfälischen Wasserwerken (RWW) den Bau der Wasserkraftwerke Raffelberg und Kahlenberg vorantrieb, schlug auch die Gründung einer Schifffahrtsgesellschaft vor. In der Stadtverordnetensitzung am 16. Dezember 1926 empfahl er, die dem Personenverkehr auf der Ruhr zwischen Raffelberg und Kettwig dienende „Mülheimer Ruhrschifffahrtsgesellschaft m.b.H.“ zu gründen und RWW an dieser Gesellschaft mit einem Viertel des Gründungskapitals zu beteiligen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, ein entsprechender Vertrag zwischen der Stadt Mülheim und RWW geschlossen – dieser wurde 1937 beendet, als die Stadt die RWW-Anteile an der Weißen Flotte übernahm – und der Bau der ersten Schiffe gestartet. Um diesen Schiffen einen angemessenen Start- und Zielpunkt in der Stadt zu verschaffen, wurde durch die Architekten Pfeifer und Großmann, die bereits die Stadthalle gebaut hatten, auf der Schleuseninsel der Wasserbahnhof errichtet. Dieser war ebenso wie die ersten Schiffe im Sommer 1927 betriebsbereit, so dass es am 8. Juli 1927 heißen konnte: Volle Fahrt voraus und Schiff ahoi!
Autor: K. Rawe
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Stand: 18.12.2019
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