Archiv-Beitrag vom 31.01.2012Dezernentin Helga Sander verabschiedet

Archiv-Beitrag vom 31.01.2012Dezernentin Helga Sander verabschiedet

Am 30. Januar 2012 wurde Planungsdezernentin Helga Sander im Rahmen einer Feierstunde im Caruso in der Stadthalle aus den Diensten der Stadt Mülheim an der Ruhr verabschiedet.

Zahlreiche Gäste und Weggefährten nutzten den "Tag des Abschiednehmens und Danksagens", wie es Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld in ihrer Rede formulierte, um sich auch ganz persönlich bei ihrer langjährigen Chefin und Kollegin für die gute Zusammenarbeit zu bedanken und "Auf Wiedersehen" zu sagen.

Verabschiedung Helga Sander, Baudezernentin, Dezernat VI / Umwelt, Planen, Bauen. 30.01.2012 Foto: Walter Schernstein

Viele Gäste kamen ins Caruso um "Auf Wiedersehen und Danke" zu sagen.

 

Helga Sander war 16 Jahre bei der Stadtverwaltung beschäftigt und die erste "grüne Frau" als Baudezernentin in NRW. Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld würdigte in ihrer Rede zur Verabschiedung die Verdienste von Helga Sander und wünschte ihr auch im Namen der Verwaltung alles Gute für ihren neuen Lebensweg.

Verabschiedung Helga Sander, Baudezernentin, Dezernat VI / Umwelt, Planen, Bauen. 30.01.2012 Foto: Walter Schernstein

 

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Rede von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld
zur Verabschiedung von Dezernentin Helga Sander
am Montag, 30. Januar 2012, Caruso

Anrede,

heute ist der Tag des Abschiednehmens und Danksagens. Nach 16 Jahren verlässt unsere Planungsdezernentin Helga Sander Mülheim an der Ruhr. Mit ihr geht eine versierte Fachfrau, die durch ihre zukunftsweisenden Planungen und Entscheidungen das Erscheinungsbild unserer Stadt in großen Stücken prägte. Und das wird auf viele Jahre so bleiben...

Helga Sander nahm ihren Dienst für die Stadt Mülheim an der Ruhr im Februar 1996 auf. Ihrem ersten Arbeitstag am 11. Februar ging eine turbulente politische Zeit voraus. Dem politischen Wechsel infolge der Kommunalwahl 1994 zu Schwarz-Grün galt bundesweit Aufmerksamkeit. Die erste Großstadt, die mit dieser neuen Farbenlehre regiert wurde, und die erste grüne Frau als Baudezernentin in NRW sorgten für reichlich Gesprächstoff und Medieninteresse.

Es wird berichtet, dass in der letzten männerdominierten Baukonferenz der Schnaps aus dem Dienstsiegeltresor geholte wurde und die Herren der neuen Zeit mit sehr gemischten Gefühlen und einige „Kurzen“ entgegen sahen...

Diese neue Zeit begann - so ist überliefert - mit Sekt. Und sehr schnell soll sich die Arbeitsroutine eingestellt haben.

Verabschiedung Helga Sander, Baudezernentin, Dezernat VI / Umwelt, Planen, Bauen. 30.01.2012 Foto: Walter Schernstein

Langjährige Weggefährten - aktuelle und alte Amtsleiter - bedankten sich ganz persönlich für die gute Zusammenarbeit bei Dezernentin Helga Sander mit einem besonderen Geschenk.

 

1996 lag - eigentlich wie immer - viel auf dem Schreibtisch der neuen Dezernentin für Umwelt, Planen und Bauen. Ein umfangreiches Innenstadtgutachten von Arge planquadrat  stand zur Diskussion. Ein Gestaltungswettbewerb für die Innenstadt stand an. Die Landesentwicklungsgesellschaft hatte gerade die Treuhänderschaft für die Wrexham Barracks übernommen, und die Planung und der Bebauungsplan sowie die Vermarktung für eins der größten Konversionsprojekte in der Region nahmen Fahrt auf.
Die Anzahl und die Farblehre für die Abfalltonnen war Gegenstand der politischen und öffentlichen Diskussion, und Verkehrsprojekte wie die Emmericher Straße standen in der öffentlichen Kritik.

Fachlich und politisch war Helga Sander gut für Ihre Aufgabe gerüstet. Die Tücken der Verwaltung hat sie schnell erkannt und entweder zum Wohle der Stadt genutzt oder so manches Verwaltungsrelikt geschickt untergehen lassen.

Der Stil der honorigen Akteure war ihr ganz am Anfang nicht immer geläufig. So wird berichtet, dass ein bedeutender Mülheimer Hoteleigentümer im dunklen Anzug an einem heißen Sommertag im Büro der Beigeordneten um „Marscherleichterung“ bat - und gänzlich unverstanden blieb, bis er mit eindeutigen Gesten um die Zustimmung das Sakko ablegen zu dürfen nachsuchte. Was ihm natürlich gestattet wurde.

Es ist nicht überliefert, ob dieser Vorfall zu der weiteren guten Zusammenarbeit beigetragen hat.

Ende der 90er stand die Umgestaltung der Schloßstraße an, die den Charme der 70er ablegte und sich nun modern präsentierte. Was natürlich nicht unumstritten war. Es folgte eine mehrjährige Leitbilddiskussion, die von Helga Sander vorangebracht und von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung begleitet wurde. Die Bürgerschaft und alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen waren einbezogen. Das Leitbild und die Stärken-Schwächen-Analyse sind in fast alle weiteren Konzepte und Strategien eingeflossen.

Als Umweltdezernentin holte Helga Sander ein nationales Gründach-Symposium nach Mülheim, also in die Stadt, die mit über 250 begrünten Dächern die heimliche Hauptstadt der Gründächer genannt wird.

Die Anzahl der Bürgerversammlungen, Foren und Informationsveranstaltungen, in denen Helga Sander präsent war und Rede und Antwort stand, wurde leider nicht gezählt, einige hundert werden es gewesen sein.

Denn: Fast alles, was das Dezernat VI qua Aufgabenbereich macht, hat Auswirkungen auf das Lebensumfeld der Menschen in unserer Stadt. Und was den einen freut, ist bekannter Maßen des anderen Leid.

Kein anderer Fachbereich steht so permanent im öffentlichen Fokus wie die Ämter, die den öffentlichen Raum verwalten, pflegen und gestalten.

Sollte man der „Ära Helga Sander“ einen Namen geben, dann wäre für diese Amtszeit sicher das strategische Stadtentwicklungskonzept Ruhrbania namensgebend.

Nachdem Gerd Müller schon 2001 die Wasserlagen-Entwicklung als große Chance für Mülheim an der Ruhr zur Diskussion gestellt hatte, begann am 21.02.2003 in der Stadthalle die sehr breit angelegte Strategiediskussion um Ruhrbania. Über 300 Teilnehmer diskutierten die Probleme und die Chancen unserer Stadt.

Helga Sander machte damals den Vorschlag, zwischen Schloßbrücke und Eisenbahnbrücke ein „Ruhrforum“ zu schaffen. Dieser Vorschlag dominierte sofort die Diskussion. Und schon fünf Monate später fasste der Rat der Stadt mit einer überwältigenden Mehrheit den Grundsatzbeschluss für Ruhrbania.

Verabschiedung Helga Sander, Baudezernentin, Dezernat VI / Umwelt, Planen, Bauen. 30.01.2012 Foto: Walter Schernstein

Helga Sander trug sich zum Abschied aus den Diensten der Stadt Mülheim an der Ruhr in das Goldene Buch der Stadt ein.

 

Es folgten große Bürgerversammlungen, hunderte Infoversammlungen und Workshops für die Ruhrskipper, für Kinder- und Jugendliche, für Senioren, Familien und die Radfahrlobby. Für kein Projekt wurde eine so breite öffentliche Beteiligung organisiert wie für Ruhrbania.

Überhaupt waren die vergangenen beiden Jahrzehnte geprägt von einer immer stärkeren Bürgerorientierung. Gerade für die tradierten Strukturen im Baudezernat nicht immer eine ganz leichte Übung...

Helga Sander förderte das gerade ans Netz gegangene Umwelt-Info-Zentrum, und 2005 konnte sie das ServiceCenterBauen eröffnen, das in Nordrhein-Westfalen nahezu einzigartig ist. Neben Mülheim bieten nur die Städte Münster, Hagen und Wuppertal ihren BürgerInnen einen so umfassenden zentralen Service an.

Im ServiceCenterBauen können über 50  Prozent aller Dienstleistungen des Technischen Rathauses abgewickelt werden. Zehn Mitarbeiter aus vier Fachbereichen beantworten Fragen rund ums Bauen. Möglich macht das die enge Zusammenarbeit von MitarbeiterInnen aus verschiedenen Amtsbereichen. Und wer Verwaltung kennt, weiß, dass eine solche Einrichtung gegen so einige bürokratische Hürden durchgesetzt werden musste.

Viele andere Projekte fanden nicht ganz so viel Interesse in der Öffentlichkeit oder wurden zumindest nicht so kontrovers diskutiert: Nach langem Anlauf konnte etwa die Dümptener Umgehung umgesetzt werden, und erst kürzlich wurde mit der Fertigstellung der Ruhrorter Straße der Einfahrtsbereich aus Westen abschließend neu und verkehrsgerecht gestaltet.

Helga Sander strukturierte das Dezernat kontinuierlich um. Ämterzusammenlegung, Hirachieabflachung, Synergieeffekte und Ausgründung sind die Stichworte. Trotz ständig wachsender Aufgaben reduzierte sich so in den vergangenen 16 Jahren die Anzahl der MitarbeiterInnen im Vermessungsbereich von 93 auf 68, im Tiefbaubereich von 146 auf 91 und im Bereich der Grünpflege von 200 auf 100. Das bedeutet neben der Aufgabenverdichtung eine deutliche Verschlankung und damit einen nennenswerten Beitrag zur Haushaltskonsolidierung.

Helga Sander ist es gelungen, das Baudezernat hinter sich zu versammeln. Ich weiß, dass fast  alle MitarbeiterInnen die unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Beigeordneten sehr schätzen. Sie konnte auf ein hohes Maß an Loyalität bauen. In Abkürzung des Dienstweges haben viele Sachbearbeiter die Problemlagen und Sachverhalte direkt mit ihr erörtern können, eine Arbeitsweise, die früher fast undenkbar war.

Ein Thema, was ihr besonders am Herzen liegt, ist der Klimaschutz. Als Umweltdezernentin legte Helga Sander 2001 ein erstes Klimaschutzkonzept auf. Einen Maßnahmenplan dazu beschloss der Rat der Stadt 2002, und seitdem wurden zahlreiche Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt. Als eine der ersten Kommunen konnte Mülheim ein Solarkataster ins Internet stellen und damit einen besonderen und kostenlosen Service für die Mülheimer einführen.

Die Auszeichnung im bundesweiten Wettbewerb Kommunaler Klimaschutz für das Technische Rathaus hat republikweit Interesse geweckt und das Image unserer Stadt in dieser Frage geschärft. Herausragend auch das Engagement im Rahmen der Bewerbung als InnovationCity Ruhr, wo wir Finalist wurden, am Schluss aber den Bottopern den Titel überlassen mussten.

Meine sehr geehrten Herren und Damen,

ich könnte die Liste beliebig verlängern. Das will ich nicht tun, denn jetzt soll Zeit und Raum sein, in ganz persönlichen Gesprächen Auf Wiedersehen  zu sagen, Erinnerungen auszutauschen und vielleicht einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Ich wünsche dir persönlich und im Namen der Verwaltung alles Gute und viel Erfolg für Deinen neuen Lebensweg. Ich sage nochmals Dank für das große Engagement in den vergangenen Jahren und hoffe, dass wir uns nicht ganz aus den Augen verlieren. Du bist immer gerne gesehen in Mülheim an der Ruhr, der Stadt, in der Du im Rahmen Deiner Amtszeiten so entscheidende und schöne Spuren gelegt  hast.

 

(Fotos: Walter Schernstein)

 

Kontakt


Stand: 02.02.2012

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