Archiv-Beitrag vom 23.06.2016Digitalisierung macht vor Nichts und Niemandem Halt

Sommer-Unternehmertag 2016 des Unternehmerverbandes 

Internet-Pionier Sascha Lobo als Gastredner - 300 Gäste im HAUS DER UNTERNEHMER

Unter der Leitfrage „Vorn oder verschlafen – Die Deutsche Wirtschaft und die digitale Revolution“ folgten rund 300 Gäste der Einladung des Unternehmerverbandes am Mittwoch ins HAUS DER UNTERNEHMER; Gastredner war Sascha Lobo. Der Buchautor, Blogger und Journalist mit auffälliger Irokesen-Frisur gilt als „Klassensprecher“ des Web 2.0. Auch Oberbürgermeister Ulrich Scholten, die Erste Bürgermeisterin Margarete Wietelmann und zahlreiche Mülheimer Vertretende aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung waren bei der Veranstaltung in Duisburg mit dabei.

Der digitale Fortschritt sei nicht aufzuhalten, so der Befund des Unternehmerverbandes und seines prominenten Gastes. Als „alternativlos“ bezeichnet Lobo die Entwicklung gar. Er unterstrich die Wucht der Veränderung. Über 200mal greife der durchschnittliche Nutzer mittlerweile täglich zum Smartphone. Über 60 Prozent der Internet-Nutzung finde über mobile Geräte statt. „Mobil ist das neue normal“, so Lobo. „Die Digitalisierung wird vor nichts und niemandem Halt machen“, stellt auch der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes, Wim Abbing, fest. Er fordert den Mittelstand der Region auf, seine Zurückhaltung beim Thema abzulegen und die digitalen Chancen zu ergreifen.

Unternehmertag Sommer 2016: Vorstandsvorsitzender Wim Abbing (l.), seine Ehefrau Tina von Gimborn-Abbing, Gast Sascha Lobo und der Sprecher der regionalen Wirtschaft, Heinz Lison

Unternehmertag: Vorstandsvorsitzender Wim Abbing (l.), seine Ehefrau Tina von Gimborn-Abbing, Gast Sascha Lobo und der Sprecher der regionalen Wirtschaft, Heinz Lison (Foto: Unternehmerverband)

Potenziale sieht Abbing vor allem in einer besseren Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und den Hochschulen der Region: „Die Hochschulen sind unser Pfund für die digitale Zukunft. In der Zusammenarbeit mit den Hochschulen liegt die entscheidende Stellschraube für einen erfolgreichen digitalen Wandel – und damit für zukünftiges Wachstum und für zukünftige Beschäftigung.“

Abbing wirbt vor den Unternehmern dafür, noch stärker als bisher auf die Hochschulen zuzugehen und Kooperationen zu suchen: „Wir brauchen auf breiter Front einen Technologietransfer in die Unternehmen.“ Dabei sei noch deutlich Luft nach oben. Umgekehrt müssten aber auch die Hochschulen stärker auf die Unternehmen zugehen.
Deutliche Kritik übt Abbing an einem aus seiner Sicht schleppenden Ausbau der digitalen Infrastruktur in NRW: „Es bleibt unbegreiflich, dass beim Breitband-Ausbau in Nordrhein-Westfalen alle mit dem Finger aufeinander zeigen, aber keiner die Schüppe in die Hand nimmt.“ Jedes Breitbandprojekt werde als riesen Errungenschaft gefeiert, dabei sollte der Ausbau eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Als „katastrophal“ bewertet Sascha Lobo gar die digitale Infrastruktur in Deutschland. Wichtiger Indikator für diese Einschätzung sei, wie weit der Ausbau mit Glasfaserleitungen vorankomme. Dutzende Länder sind hierbei viel weiter als die Bundesrepublik, selbst Russland und China als große Flächenländer hängen Deutschland ab. „Die Akteure des Netzausbau haben sich gegenseitig heruntergeschaukelt“, kritisiert Lobo bei jeder Gelegenheit.

Und auch wenn die digitale Infrastruktur eine große Baustelle sei, ruft Lobo die Unternehmer zu Optimismus auf. „Unternehmertugenden wie Risikobereitschaft sind in diesem Wandel gefragter denn je“, sagt Lobo. Dafür brauche es allerdings einen Wandel in den Unternehmenskulturen, betont der Berliner auch in der Diskussion mit dem Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker. Bröcker, selbst ein Pionier des digitalen Wandels in der Medienbranche, wollte von Lobo wissen, was die anwesenden Unternehmer denn konkret tun können, um sich dem Wandel zu stellen. „Der Perfektionismus zeichnet die deutsche Industrie aus. Die Digitalisierung erfordert aber Experimentierfreude und vor allem eine andere Fehlerkultur, als dies bisher der Fall ist“, meint Lobo. Man müsse eben auch Scheitern dürfen. Das sei unabdingbar, wenn man sich wie bei der Digitalisierung „im Halbdunkeln vorantasten“ müsse.

Unternehmen rät Lobo, die weltweite Entwicklung im digitalen Bereich genau zu analysieren. „Was passiert da eigentlich?“, muss die Frage sein. Alles ändere sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Mit „Tesla“ sei bereits ein Software-Unternehmen führend beim Verkauf von Oberklassen-Fahrzeugen in den USA. Denn auf die Software, somit auf die Frage, was kann ein Auto eigentlich, komme es in Zukunft entscheidend an. Das gelte für alle Märkte gleichermaßen.

Mit Sascha Lobo hatte der Unternehmerverband einen der prominentesten digitalen Vordenker zu Gast. Mit seinen Thesen stößt der Blogger und Autor Lobo regelmäßig Debatten an. Lobo ist unter anderem Kolumnist auf Spiegel-Online.

Der traditionelle Unternehmertag ist die wichtigste Veranstaltung des Unternehmerverbandes. Als Gastredner kam bereits eine namhafte Reihe führender Persönlichkeiten in das Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER: Rede und Antwort standen bereits Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der ehemalige Kanzleramtsminister Bodo Hombach, Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, sowie Politiker wie Philipp Rösler, Sylvia Löhrmann, Christian Lindner oder Armin Laschet. Weitere Informationen auf www.unternehmerverband.org.


Stand: 23.06.2016

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