2019: Fachtag "Kinder im Umfeld häuslicher Gewalt"

2019: Fachtag "Kinder im Umfeld häuslicher Gewalt"

Kinder sind immer auch Opfer 
Fachtag des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt sorgte für viel Resonanz

Kinder sind in Fällen häuslicher Gewalt, die ja eigentlich Erwachsene in einer Paarbeziehung betreffen, immer mit betroffen und letztlich Opfer, die ihre Gewalterfahrung ins Leben mitnehmen. Diese Tatsache war in allen drei Vorträgen des Fachtages im Kloster Saarn, den der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle und dem Sozialamt veranstaltet hat, unbestritten. Man kann den Umgang mit dem Thema Partnerschaftsgewalt also nicht auf Erwachsene beschränken – und oft beginnt die Gewalt zudem erst, wenn Kinder Teil der Familie sind. Dann verschieben sich Rollenverständnis und Prioritäten der Frau und Mutter und der Mann, in den häufigsten Fällen der Täter, greift im schlimmsten Fall zu Mitteln der Repression und Gewalt, um seine Machtposition und Dominanz zu bewahren.

(von links) Michael May (Referent), Henrike Krüsmann (Referentin), Cäcilia Tiemann (stellv. Gleichstellungsbeauftragte, Runder Tisch gegen häusliche Gewalt), Margarete Wietelmann (Bürgermeisterin), Thomas Konietzka (Leiter Sozialamt), Antje Buck (Gleichstellungsbeauftragte), Marc Heiderhoff (Referent, Kommunaler Sozialer Dienst) - Gleichstellungsstelle / Kerstin Bögeholz

Henrike Krüsmann, Expertin aus Berlin im Bereich Opfer- und Täter*innenarbeit sowie Kinderschutz, erläuterte in ihrem Vortrag "Tatort Familie - Kinder als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt" eindringlich den Gewaltkreislauf, gab aber den Anwesenden auch ganz praktische Tipps und Hinweise, wie sie in ihrer täglichen Arbeit die Betroffenen Opfer sowie auch Täter*in beraten und unterstützen können. Kinder- und Jugendtherapeut Michael May, Leiter des Psychodynamisch-traumapädagogischen Zentrums in Oberhausen, referierte in seinem Vortrag "Seelische Folgen von innerfamiliärer Gewalterfahrung und Zeugenschaft" leidenschaftlich über seine jungen "Helden", die traumatisierten Kinder und Jugendlichen, die in der therapeutischen Gruppenarbeit lernen, ihre Gewalterfahrungen zu verarbeiten.
Nachmittags berichtete Marc Heiderhoff vom Mülheimer Kommunalen Sozialen Dienst gemeinsam mit Familienrichter Ralf Engel über die Vernetzung innerstädtischer Dienststellen, die in Fällen häuslicher Gewalt und Kinderschutz involviert sind. 
"Es war den Mitgliedern des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt mit dieser Veranstaltung besonders wichtig, diese Verzahnungen in der Stadt aufzuzeigen und die Betroffenheit der Kinder in Bezug auf häusliche Gewalt in den Fokus zu nehmen", erläuterte Cäcilia Tiemann, Moderatorin des Runden Tisches und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte.
Die Dringlichkeit und Brisanz des Themas zeigte sich in den Diskussionen unter den 90 Teilnehmenden, vorwiegend aus Mülheimer sozialen Einrichtungen. Obwohl die Fachkräfte in Mülheim gut vernetzt arbeiten, war das Fazit: Über Kinderschutz und häusliche Gewalt kann nicht oft genug diskutiert werden! 

Die Dokumentation zur Veranstaltung finden Sie am Ende des Beitrags zum Download. 

Veranstaltung des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Kloster Saarn

Ein Kind hält sich die Ohren zu, möchte offensichtlich etwas nicht hören. - Pixabay

Häusliche Gewalt ist schlimm. Zwei Erwachsene, die sich innerhalb ihrer Beziehung gewalttätig begegnen, sei es in physischer oder psychischer Art und Weise, sollten einen Weg finden, sich aus Abhängigkeit, Gewalt und Leid zu befreien, sich Hilfe suchen, sich schützen. In Deutschland ist oder war bereits jede dritte Frau Opfer häuslicher Gewalt. Häufig beginnt die Gewalt in einer Beziehung jedoch erst, wenn die Frau schwanger ist oder das Kind geboren wurde und sich die Position des Partners innerhalb der Beziehung verändert.

Was geschieht, wenn das Paar also Kinder hat, die die Gewalt miterleben? Welche Folgen hat direkt oder indirekt erlebte Gewalt für Kinder oder Jugendliche? Wie kann verhindert werden, dass sie Schaden nehmen, traumatisiert werden oder die Gewalterfahrung später als Erwachsene weitertragen?

Die Mitarbeitenden der städtischen Sozialeinrichtungen, aus den Wohlfahrtsverbänden und Vereinen, die regelmäßig mit den Themen häuslicher Gewalt und Kinderschutz zu tun haben, wie auch interessierte Bürger*innen, waren am 7. November in das Kloster Saarn zum Fachtag des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt "Kinder im Umfeld häuslicher Gewalt" eingeladen, um sich Vorträge von vier Expert*innen anzuhören und über das schwierige Thema zu diskutieren.

Vorträge aus der Praxis regten zur Diskussion an

  • Henrike Krüsmann, Fachfrau im Bereich häusliche Gewalt und Kinderschutz, referierte über den "Tatort Familie - Kinder als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt".
  • Der Kinder- und Jugendtherapeut Michael May vom Psychodynamisch-traumapädagogischen Zentrum Oberhausen nahm die Seele der Kinder in den Fokus seines Vortrages "Seelische Folgen von innerfamiliärer Gewalterfahrung und Zeugenschaft".
  • Nachmittags berichtete Marc Heiderhoff vom Kommunalen Sozialen Dienst Mülheim an der Ruhr gemeinsam mit Amtsrichter Ralf Engel über "Arbeit und Schnittstellen des Familiengerichtes und des Kommunalen Sozialen Dienstes bei häuslicher Gewalt in Mülheim an der Ruhr".

Die Veranstaltung wurde gefördert durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Stand: 22.01.2024

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