Aufbruchsstimmung bei der Auftaktveranstaltung "Gelingendes Aufwachsen" in der Stadthalle
Verwirklichungschancen für alle Mülheimer Kinder und Jugendlichen
Unter dem Motto „Tausche Armut gegen Chance – Warum wir über gelingendes Aufwachsen sprechen wollen“ kamen am 24. März 2025 über 200 Vertreter*innen aus der Mülheimer Stadtgesellschaft, von Verbänden, Kirchen, Verwaltung und Politik in der Stadthalle Mülheim an der Ruhr zusammen, um sich dem Thema Gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu widmen. Die Tagung richtete sich an alle, die durch ihre Entscheidungen sowie ihre Arbeit die Lebensbedingungen für Familien maßgeblich mitgestalten. Eingeladen hatten Beigeordnete Dr. Daniela Grobe und Stadtdirektor David Lüngen.
Grafik: Pavo Ivković
Um allen Kindern und Jugendlichen in Mülheim an der Ruhr positive Zukunftschancen zu eröffnen, hat der Rat der Stadt am 4. Juli 2024 die Erstellung einer „Integrierten Handlungsstrategie für gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Mülheim an der Ruhr“ beschlossen (hier geht's zur Beschlussvorlage). Mit dem Ratsbeschluss geht ein grundlegender Perspektivwechsel einher, der sich aus dem Ansatz einer Handlungsstrategie ergibt, die noch gemeinschaftlich zu entwickeln ist. Die Veranstaltung Ende März zielte darauf ab, aufzuzeigen, was das Thema mit den eingeladenen Organisationen, Institutionen und Fachbereichen zu tun hat und auch was diese in dem Thema (vielleicht) zukünftig noch tun können.
In seiner Eröffnung lud Oberbürgermeister Marc Buchholz daher alle gesellschaftlichen Kräfte und insbesondere die Anwesenden dazu ein, „Chancengeber“ zu sein und im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft einen Beitrag zu einem gelingenden Aufwachsen junger Menschen zu leisten. Dabei betonte Oberbürgermeister Marc Buchholz, dass wir künftig zwar über „gelingendes Aufwachsen“ sprechen wollen, dabei das Thema „Kinderarmut“ aber nicht ignorieren werden: „Denn auch ‚reiche‘ Kinder können arm sein – zum Beispiel arm an Zuneigung oder Wohlbefinden. Richten wir unseren Blick also auf alle Kinder und Jugendlichen. Darauf, dass sie in unserer Stadt gute Lebensbedingungen haben und glücklich aufwachsen können.“
„Arm sein“ bedeutet nämlich mehr als ein Mangel an materiellen Gütern und wirkt sich in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen aus. Die Auswirkungen von zu geringen (finanziellen) Ressourcen auf Familien sind sehr unterschiedlich. Sie prägen jedoch in der Regel nachhaltig die Lebenswirklichkeiten von Kindern und Jugendlichen und sind eng verbunden mit einem Mangel an Chancen auf Teilhabe, an „Verwirklichungschancen“. Die theoretische Grundlage, die dies wissenschaftlich erläutert, ist der „Verwirklichungschancenansatz“. Damit ist sehr verkürzt gemeint: Erhalte ich die Chance, mein Leben selbst zu gestalten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dies als gelungenes Leben zu empfinden.
Wie das Thema Verwirklichungschancen auch kreativ aufgegriffen werden kann, zeigten Schüler*innen Willy-Brandt-Schule bei der Auftaktveranstaltung anschließend in ihrer eindrucksvollen, auf den Punkt gebrachten Theaterperformance und setzten damit gleichzeitig das Statement: Es ist an der Zeit, das Thema gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen gemeinsam in den Blick zu nehmen.
Foto: Helena Grebe, Stadt Mülheim an der Ruhr
Professorin Dr. Claudia Buschhorn von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) verdeutlichte in ihrem darauffolgenden Impulsvortrag, dass die Voraussetzungen für eine selbstbestimmte Lebensentfaltung einhergehen mit eben diesen Verwirklichungschancen und dass ein Ziel einer integrierten Handlungsstrategie aus dieser Perspektive sein kann, die Möglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und deren Familien zu erweitern. Im Anschluss beantwortete Professorin Buschhorn Fragen aus dem Publikum.
Foto: Helena Grebe, Stadt Mülheim an der Ruhr
Nach einer kurzen Pause folgten Stehtisch-Interviews mit zwei Mitgliedern der Planungsgruppe „Gelingendes Aufwachsen“. Thomas Konietzka, Leiter des Sozialamtes, erläuterte dabei, „dass wir durch unsere Planungen, Entscheidungen und durch unser tägliches Handeln die Lebensbedingungen für Familien maßgeblich positiv mitgestalten, wenn wir das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellen.“ Anschließend veranschaulichte Sabine Gronek, in ihrer Funktion als Koordinatorin für „Gelingendes Aufwachsen“, die Organisationsstruktur zur Erstellung einer integrierten Handlungsstrategie für gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen und betonte dabei, dass das vorrangige Ziel nicht die Förderung eines „Mehr“ an Strukturen sei, sondern die Intensivierung der Zusammenarbeit: „Denn nur durch eine enge Zusammenarbeit können wir eine Verantwortungsgemeinschaft schaffen, die sich aktiv für das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen einsetzt“, so Sabine Gronek. In ihrer Aufgabe wird sie im Rahmen einer Fach- und Prozessbegleitung durch Kolleg*innen aus der Sozial- und Jugendhilfeplanung flankiert.
Foto: Volker Flecht
In den darauffolgenden moderierten Dialogen kamen verschiedene Vertreter*innen der Verwaltung (Gesundheit, Sport, Kultur, Grünflächenplanung, Stadtplanung, Stab Sozialplanung und Statistik, Jugendhilfeplanung, Jobcenter) und auch der Wohlfahrtsverbände, dem Bereich Schule, der Koordinierung des Netzwerkes Frühe Hilfen, dem Mülheimer Sport Bund (MSB) und auch der Politik darüber ins Gespräch, welche Chancen sie als Fachkräfte und Verantwortungsträger*innen für ihre konkrete Arbeit im Handlungsansatz des gelingenden Aufwachsens sehen. Die Akteur*innen schilderten dabei aus ihrer Perspektive, wie sie bereits auf unterschiedliche Weise Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung begleiten und wie sie darüber hinaus durch ihr tägliches Tun auch konkret dazu beitragen, den jungen Menschen - und auch ihren Familien - in Mülheim an der Ruhr gute Aufwachs- und Lebensbedingungen zuteilwerden zu lassen.
Foto: Volker Flecht
Zum Ende der Veranstaltung hin vertrat Thomas Konietzka kurzfristig die erkrankte Beigeordnete Dr. Daniela Grobe. In ihrem Namen dankte er allen für das Engagement und ihre tägliche Arbeit für das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt und brachte dabei auch ihre Freude im Hinblick auf die gemeinsame Arbeit und Zukunft zum Ausdruck.
„Jedes Kind hat das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit und die Möglichkeit, sein volles Potenzial zu entfalten. Es liegt an uns als Verantwortungsgemeinschaft, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die dies ermöglichen, Kindern und Jugendlichen Verwirklichungschancen aufzuzeigen und sie zu bestärken, diese zu ergreifen. Richten wir also unseren Blick gemeinsam darauf“, appellierte Stadtdirektor David Lüngen in seinem Abschlussstatement.
Foto: Volker Flecht
Wie es weitergeht
Durch den Kompetenzbeirat wird die Expertise der Wohlfahrtsverbände wie auch der Politik im weiteren Prozess strukturell sichergestellt.
Für die Verwaltung ist spätestens für die zweite Jahreshälfte die Aufnahme von Entwicklungstreffen geplant: Diese sollen dem Transfer in die Ämter hinein dienen und aufzeigen, an welcher Stelle dort bereits im Sinne des „gelingenden Aufwachsens“ gearbeitet wird, wo gegebenenfalls Unterstützungsbedarf gesehen wird oder auch welchen Beitrag der jeweilige Fachbereich perspektivisch noch zum Thema leisten kann.
Neben den Verwaltungsmitarbeitenden sind viele bereits in vorhandenen und bewährten Gremienstrukturen vertreten. Auch hier wird es die Gelegenheit geben, fachspezifisch oder auch sozialräumlich organisiert an der Entwicklung einer gemeinsamen Handlungsstrategie mitzuwirken.
Mit der Auftaktveranstaltung Ende März wurde ein weiterer, wichtiger Schritt getan, um den grundlegenden Perspektivwechsel in unserer Stadt vollziehen zu können, der im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft das Wohl von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt.
Durch die Veranstaltung führte Johanna Horn (WDR 2). Der Graphic Recorder Pavo Ivcović dokumentierte die gesamte Veranstaltung anhand einer eindrucksvollen Grafik.
Grafik: Pavo Ivković
Kontakt
Stand: 14.04.2025
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