1. Station: Petrikirche

1. Station: Petrikirche

Stadtrundgang: Starke Frauen in Mülheim an der Ruhr

Erste Pastorin wird „Gerechte unter den Völkern“

Petrikirche, Kirchenhügel, Petrikirchenhaus - Walter Schernstein

Petrikirche, Pastor-Barnstein-Platz, 45468 Mülheim an der Ruhr

Die Petrikirche ist das älteste Kirchengebäude in Mülheim an der Ruhr mit romanischen, gotischen und neugotischen Bauteilen und befindet sich, zusammen mit der katholischen Kirche St. Mariae-Geburt, auf dem sogenannten Kirchenhügel. Um 1200 entsteht bereits ein eigenständiges Kirchengebäude des Altenhofes, der als Wirtschaftshof zum befestigten Königshof gehört. Mitte des 13. Jahrhunderts wird der noch heute erhaltene viergeschossige Turm mit westlichem Eingangsportal vorgesetzt. Am Ende des 15. Jahrhunderts wird die kleine Pfarrkirche durch einen gotischen Chor und einen Kapellenanbau nach Norden erweitert. Die Petrikirche ist zeitweise die Grablege der Herren von Broich. 1555 tritt die Mülheimer Pfarrgemeinde zum evangelischen Glauben über. In den Jahren 1870 bis 1872 wird das Langhaus der Petrikirche in neugotischem Stil erneuert, der romanische Westturm und der spätgotische Chor bleiben erhalten. 1912/1913 wird die gesamte Kirche umfassend renoviert, umgestaltet und ausgemalt, jedoch 1943 so stark durch Bomben beschädigt, dass nur noch die Umfassung, einige Pfeiler und der Turmstumpf erhalten bleiben. Der Wiederaufbau erstreckt sich von 1949 bis 1958. Durch die Renovierung und Neugestaltung der Petrikirche am Ende des 20. Jahrhunderts erhält die Kirche ein neues Gesicht durch die Entwürfe des Mülheimer Künstlers Ernst Rasche für Chorfenster, Kanzel und Altar, Leuchter, Kreuz, Lampen und Chorgestühl.

Ruth Wendland (geboren 1913, gestorben 1977) ist eine evangelische Pfarrerin und deutsche Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Im August 1964 wählt das Presbyterium der Altstadtgemeinde in Mülheim an der Ruhr sie zur Pastorin. Das ist das erste Mal, dass diese Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Pfarrstelle mit einer Frau besetzt.
Die internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem verleiht ihr am 12. August 1975 - und posthum auch ihrer Mutter Agnes - den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" für ihr mutiges Eintreten bei der Rettung verfolgter Jüd*innen. Seitdem erinnert ein Baum in der Allee der Gerechten der dortigen Gedenkstätte an beide Frauen. Angeregt wird diese große Ehrung durch die damals im Pfarrhaus versteckten und geschützten jüdischen Geschwister, die den Holocaust überleben.

Zusätzliche Hinweise

Rechts neben der Kirche, auf dem Pastor-Barnstein-Platz, befindet sich der Jobs-Brunnen mit der Figur des Hieronymus Jobs, die Hauptfigur des komischen Heldengedichtes "Jobsiade", verfasst von dem in Mülheim geborenen Arzt und Schriftsteller Carl Arnold Kortum (geboren 1745, gestorben 1824). In der Kriegszeit entgeht die Bronzefigur dem Schicksal der Einschmelzung - der Brunnen wird jedoch zerstört. Die aufgefundene Bronze bekommt eine neue Säule und findet 1960 ihren Platz in der Grünanlage Bachstraße/Friedrichstraße. Nach Initiative Mülheimer Bürger*innen wird am ursprünglichen Standort ein neuer Brunnen in Anlehnung an den Vorkriegszustand durch den Künstler Ernst Rasche erstellt. Die Figur des "Jobs" wird auf die Brunnensäule umgelagert und 2006 neu eingeweiht.

Am Brunnen führt die sogenannte Friedenstreppe hinunter in die Innenstadt. Alternativ zur Treppe kann der Durchgang zur Innenstadt vor der Petrikirche an dem Restaurant Mausefalle genutzt werden.

Fragen

  1. Wer ist die erste Pastorin in Mülheim an der Ruhr?
  2. Welche Auszeichnung hat sie erhalten?
  3. Wen stellt die Brunnenfigur auf dem Pastor-Barnstein-Platz dar?

Antworten

  1. Ruth Wendland (geboren 1913, gestorben 1977) war eine evangelische Pfarrerin und deutsche Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Im August 1964 wählte sie das Presbyterium der Altstadtgemeinde in Mülheim an der Ruhr zur Pastorin. Das war das erste Mal, dass diese Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Pfarrstelle mit einer Frau besetzt.
  2. Yad Vashem verlieh ihr am 12. August 1975 - und posthum auch ihrer Mutter Agnes - den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" für ihr mutiges Eintreten bei der Rettung verfolgter Jüd*innen. Seitdem erinnert ein Baum in der Allee der Gerechten der dortigen Gedenkstätte an beide Frauen. Angeregt wird diese große Ehrung durch die beiden, damals im Pfarrhaus versteckten und geschützten jüdischen Geschwister, die den Holocaust überlebten.
  3. Rechts neben der Kirche, auf dem Pastor-Barnstein-Platz, befindet sich der Jobs-Brunnen mit der Figur des Hieronymus Jobs, die Hauptfigur des komischen Heldengedichtes "Jobsiade", verfasst von dem in Mülheim an der Ruhr gebürtigen Arzt und Schriftsteller Carl Arnold Kortum (geboren 1745, gestorben 1824). In der Kriegszeit entging die Bronzefigur der Einschmelzung - der Brunnen wurde jedoch zerstört. Die aufgefundene Bronze bekam eine neue Säule und fand 1960 ihren Platz in der Grünanlage Bachstraße/Friedrichstraße. Nach Initiative Mülheimer Bürger*innen wurde am ursprünglichen Standort ein neuer Brunnen in Anlehnung an den Vorkriegszustand durch den Künstler Ernst Rasche erstellt. Die Figur des "Jobs" wurde auf die Brunnensäule umgelagert und 2006 neu eingeweiht.

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Stand: 07.11.2023

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