Frühes Fördern von Anfang an!
Über 100 Fachkräfte aus Schwangerschaftsberatungsstellen, Ärzt*innen, Mitarbeitende von Kindertagesstätten, Geburtskliniken, vom Arbeitskreis Jugendhilfe und viele weitere kamen am 5. März 2014 zum zweiten Mal auf Einladung der Leiterin des Netzwerkes Frühe Hilfen und Familienhebammen, Jennifer Jaque-Rodney, nach Mülheim an der Ruhr.
In seiner Begrüßung und Eröffnungsrede betonte Ulrich Ernst, der damalige Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur: „Frühes Fördern von Anfang an! ist der Titel der diesjährigen Mülheimer Fachtagung der Familienhebammen und des Netzwerkes Frühe Hilfen. Dafür haben wir in Mülheim an der Ruhr eine breite Angebotspalette, weil wir wissen, wie wichtig die individuelle Förderung von Anfang an für die Entwicklung der Kinder ist. Gemeinsam wollen wir ihnen einen gesunden und guten Start ins Leben ermöglichen.“
Familienhebammen sind für die Frühen Hilfen besonders wichtig, denn gerade nach der Geburt eines Kindes sind Eltern oft dankbar und offen für Angebote, die sie unterstützen. Am Anfang der Elternschaft sind viele Eltern verunsichert und wollen alles richtig machen.
Désirée Frese, Referentin der Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen betonte: „Das Ziel ist, Fachkräfte in die regionalen Netzwerke der Frühen Hilfen besser einzubeziehen, Unsicherheiten und Überforderungen von jungen Eltern bereits rund um die Geburt zu erkennen und passgenaue Unterstützung anzubieten, damit alle Kinder von Anfang an gute Chancen auf eine gesunde Entwicklung haben.“
v.r.n.l.: der damalige Sozialdezernent Ulrich Ernst, Jennifer Jaque-Rodney, Ursula Giwa und Desirée von Bargen (Fotos: Walter Schernstein)
Eindrucksvolle Bilder und Erzählungen
Die Erzählung einer jungen Mutter über ihre Unsicherheiten in der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes ließ das Publikum erschauern und erstaunt feststellen, wie wichtig und sinnvoll es ist, die Stimmen der Frauen zu hören: „Ich konnte immer anrufen oder in den Sprechstunden vorbeikommen. Meine Ängste, Fragen und Unsicherheiten wurden immer bedient. Selbst beim Sommer- oder Weihnachtsfest fühlte ich mich gut aufgehoben bei den Familienhebammen. Sie waren oft für mich da, und jetzt fühle ich mich sicher im Umgang mit meinem kleinen Florian. Na ja, so klein ist er nicht mehr“, sagte sie lächelnd.
Einige Gäste aus dem Publikum haben zurückgemeldet: „Ich hatte eine Gänsehaut, während die Mutter uns erzählte, wer sie ist und von wo sie gekommen ist“.
„Alleine zu sein ist eine riesige Herausforderung für viele Frauen.“
Zum guten Schluss haben die Familienhebammen Ursula Giwa und Desiree von Bargen darüber berichtet, wie sie mit „Hilfe zur Beziehung in unsicheren Lebenssituationen" sowie mit praktischer Unterstützung die Frauen und Familien in Mülheim bis zum ersten Geburtstag des Kindes begleiten. Mit eindrucksvollen Bildern der Familienhebammen und Kooperationspartner*innen wurde die Fachtagung beendet.
„Mit den Ergebnissen unserer zweiten Fachtagung sind wir sehr zufrieden“, konstatiert Jennifer Jaque-Rodney, selbst ausgebildete Familienhebamme und Leiterin des Projektes. „Sie zeigen, dass wir die Frauen erreichen, die wir erreichen wollen und auch zum richtigen Zeitpunkt. Hilfe zur Beziehung, um die Frauen dort abzuholen, wo sie im Moment stehen, ist unser Ansatz hier in Mülheim. Uns geht es darum, die Frauen und Familien zu erreichen, die auf ihrem Weg in einen neuen Lebensabschnitt sind und häufig im System übersehen werden, die sogenannten unsicheren Familien. Sie fühlen sich aufgrund der neuen Lebensphase verunsichert und fragen sich, wie die Versorgung und Bindung zu ihrem Kind gut gelingen kann. Die Lebensumstände dieser Frauen sind häufiger von prekären Finanzsituationen bestimmt, sie sind eher von Erwerbsproblemen betroffen und weniger in familiäre Netzwerke eingebunden. Auch erschließt sich ihnen nicht immer der Zugang zu Ämtern und Behörden, Beratungsstellen und Familienbildungsstätten. Diese Frauen und Familien unterstützen wir, bestärken sie in ihrer neuen Rolle und vernetzen sie mit weiterführenden Angeboten.“
Zertifizierung als Partner*in aus dem Gesundheitswesen
Das Mülheimer Familienhebammenteam ist seit 2013 zertifizierte Kooperationspartner*in der Hochschule für Gesundheit in Bochum (hsg). Diese Zertifizierung bestätigt, dass die Mülheimer Familienhebammen als Partner*innen aus dem Gesundheitswesen die in den Kooperationsverträgen festgelegten hohen Qualifikationsanforderungen der hsg erfüllen. „Das Qualitätssiegel der hsg bedeutet auch, dass der Mülheimer Hebammenladen als akademischer Studienort für Studierende der hsg anerkannt wird. Darüber und auch auf die Zusammenarbeit mit der hsg freuen wir uns sehr“ so Jennifer Jaque-Rodney.
Das Familienhebammenprojekt Mülheim an der Ruhr wird gefördert durch die Bundesinitiative „Frühe Hilfen“, die seit 2018 in die Bundesstiftung Frühe Hilfen übergegangen ist, und die Leonhard-Stinnes-Stiftung.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Seite der Familienhebammen Mülheim an der Ruhr. Allgemeine Informationen sind auf der Internetseite www.familienhebammen.de von Jennifer Jaque-Rodney bereitgestellt.
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Stand: 06.05.2024
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